Öster. und Bayrischer Schinder (1808/1796 m) – 30/10/2021
Dieses Jahr hatte ich nicht mit einer weiteren Bergtour in den Alpen gerechnet, aber ich sollte mich täuschen. Ende Oktober ergab sich am frühen Morgen eine Lücke, die ich zu wissen nutzte. Gegen 4 Uhr morgens verlies ich Rosenheim und fuhr am stillen Tegernsee entlang Richtung Süden. Ab Rottach-Egern schlängelte sich die schmale 10 km lange Mautstraße an der Weißen Valepp bis zum Wanderparkplatz (Ende der öffentlichen Straße).
Den Wanderparkplatz hätte ich fast verfehlt, denn ich war komplett allein – keine weiteren Autos.
Der Weg führte als vom Mond beschienenes Band aus kleinen hellen Kalksteinen durch den dunkeln Wald. Auch ohne Stirnlampe gewann ich schnell an Höhe. Kurz nach 6 Uhr begannen sich die Wolken im Osten über den Bergen erst rot und später gelblich zu färben. In vollkommener Stille wurde es langsam heller. An der Trausnitzalm (1435 m) glühten die ersten Gipfel bereits rötlich. Ab der Alm wird der Weg deutlich steiler, ist aber bis zum Gipfel des Trausnitzberges, wie der Österreichische Schinder auch genannt wird, eine angenehme Bergtour.
Der Blick ist am Morgen atemberaubend schön. Über den Tälern liegt noch der herbstliche Dunst der Nacht. Die Gipfel leuchten bereits im Sonnenlicht. Im Osten erhebt sich der Wilde Kaiser – gefolgt vom Hinteren Sonnenwendjoch. Im Süden liegen die schneebedeckten Gipfel des Alpenhauptkamms und gar nicht weit entfernt im Westen befindet sich der 12 m niedrigere Bayrische Schinder.
Der Weg zum zweiten Gipfel der heutigen Rundtour ist gar nicht so leicht zu erreichen, denn kurz nach dem Gipfel geht es 100 Hm eine drahtseilgesicherte steile Rinne hinab. Vorbei am späteren Abstieg nach Valepp schlängelt sich der steile Weg durch Latschen und über Wurzeln auf den Bayrischen Schinder hinauf (ca. 30 min Gehzeit zwischen den Gipfeln; ca. 2 h ab Wanderparkplatz).
Der Abstieg führt zurück zum „Tor“ zwischen den beiden Schindern und dann sehr steil hinab durchs Schinderkar. Zum Teil gibt es Seilsicherungen, die den Abstieg etwas erleichtern. Ein Stück unterhalb des Tors muss eine kleine drahtseilgesicherte Höhle durchstiegen werden. Der weitere Abstieg führt über viel Schutt und Geröll wieder an den Wald heran. Der anschließende Abstieg durch den Wald führt über breite Waldwege bequem hinab zum Wanderparkplatz, der bei meiner Rückkehr gegen halb zehn bis zum letzten Platz gefüllt war.
Die Tour ist mit etwas über 11 km und 1000 Hm eine sehr abwechslungsreiche Tour. Der Aufstieg bis zum Trausnitzberg / Österreichischer Schinder ist eine stetig ansteigende Bergwanderung. Zwischen den Gipfeln gibt es zahlreiche einfache Kletterpassagen zum Hand an den Fels anlegen und besonders der Abstieg durch das Kar und die kleine Höhle machen viel Spaß und erlaubt tolle Tiefblicke.
Aufstieg: 2 h (bis Bayrischer Schinder) / Abstieg: 1,5 h (vom Bayrischen Schinder).