Gewitter an der Sulzenauhütte (2191 m) – 26/08/2017
Was nun? Vielleicht gab es ja weiter unten eine Stelle, wo wir den Abfluss aus dem See nochmal queren können? Schnell mussten wir einsehen, dass „weiter unten“ sehr weit unten heißt – mehr oder weniger da, wo wir am Morgen über den Bach gegangen sind, denn der Abfluss geht recht bald in einem hohen Wasserfall über, der in mehreren Kaskaden in die Tiefe stürzt.
Da es langsam spät wurde und wir schon lange unterwegs waren, entschieden wir uns auf dem Sulzenauseerundweg hinab zur Blauen Lacke zu steigen und dann weiter zur Sulzenauhütte zu laufen. Während des Abstiegs verschlechterte sich das Wetter plötzlich. Über dem Gletscher waren dunkle Wolken aufgezogen und der Himmel über dem Nachbartal mit der Dresdner Hütte war fast schwarz. Donner war zu hören. Blitze zuckten. Wir beschleunigten unsere Schritte und erreichten die andere Seite der weggerissen Betonbrücke vom Morgen. Keine Chance den Bach hier zu queren. Es begann zu regnen. Wir stiegen schnell weiter ab und fanden in der Nähe der Sulzenauhütte zwei provisorische Stege über den Bach. Die dunklen Wollen vom Nachbartal waren jetzt direkt über uns. Wir erreichten die Hütte gerade noch bevor der heftige Wolkenbruch losbrach.
Die Hütte war warm und voll. In der Lübecker Stube wärmten wir uns auf und tranken Almdudler. Der Wirt sicherte uns zu, dass der Regen wohl in einer Stunde vorbei sein wird. Er sollte Recht behalten, denn Punkt 18:00 Uhr hörte der Regen auf. Wir füllten unsere Wasserflaschen und begannen mit dem anderthalbstündigen Abstieg zum Auto.
Der Weg war jetzt deutlich schlammiger. Der Wasserfall unterhalb der Sulzenauhütte war jetzt wirklich kraftvoll und führte sehr viel Wasser. Im Tal der Sulzenau Alm war der Sulzaubach über die Ufer getreten und hat den daneben liegenden Weg geflutet. Wir mussten auf die daneben liegende Wiese ausweichen, um das Tal wieder zu verlassen. Ab dem Gwara Wasserfall konnten wir sehen wie immer mehr Wolken in das Stubaital drängten. Als wir gegen 19:30 Uhr ziemlich erschöpft das Auto erreichten, waren die Berge hinter dichten Wolken verschwunden.
Die Wanderung war unglaublich abwechslungsreich – Wald, Hochland, Klettern, Wasserfälle, Flüsse, Gletscher, Regen, Gewitter. Wir waren 13 Stunden unterwegs (inkl. Pausen), sind 26 km gelaufen, haben 1918 Hm erklommen und sind auf 3262 m hoch hinaus gekommen.
Robert und Patrick haben an diesem Abend wieder im Stubaital übernachtet und sind am nächsten Tag noch über die Dresdner Hütte auf den Großen Trögler (2902 m) gestiegen.
Recherchen haben ergeben, dass es eine Woche zuvor heftige Regenfälle gegeben hat, was im Sulzenausee, der als Trichter zwischen den Bergen liegt, eine Flutwelle ausgelöst und alle vier Brücken im Tal zerstört hat. Das Wasser muss ein unglaubliche Kraft gehabt haben, um ganze Betonbrücken fast spurlos wegzureisen. Für uns ärgerlich war, dass auf den großen Übersichtstafeln nicht auf die nicht vorhandenen Brücken hingewiesen wurde, was eventuell unsere Routenplanung beeinflusst hätte.