Lairig Ghru, Devils Point (1004 m)

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Inverey Hostel. Die Wandertour mit den Behelfskraxen konnte losgehen.
Inverey Hostel. Die Wandertour mit den Behelfskraxen konnte losgehen.
Lynn Dee. Das Ende der Straße und der Beginn des Lairig Ghru.
Lynn Dee. Das Ende der Straße und der Beginn des Lairig Ghru.
Ein traumhaftes farbenkräftiges Tal.
Ein traumhaftes farbenkräftiges Tal.

Mit vollen Mägen verbrachten wir die Nacht. Am frühen Morgen bauten wir unsere kleinen Rucksäcke mit Hilfe von Spannriemen zu halbwegs vernünftigen Kraxen aus, so dass wir Zelt, Schlafsäcke und Essen für 2 Tage transportieren konnten.

Der Weg war nicht immer trocken.
Der Weg war nicht immer trocken.
Unser kleines Haus im Sonnenschein vom 1004m hochen Devils Point.
Unser kleines Haus im Sonnenschein vom 1004m hochen Devils Point.

Die ersten Kilometer waren noch recht einfach bis nach Linn Dee, wo wir der Straße folgen konnten. Von da ab begann der Lairig Ghru Wanderweg, was einem Passweg von ungefähr 40 Kilometern nach Aviemore entspricht. Der Weg führte am Anfang lange durch ein weites Tal, was durch das Heidekraut und den Sonnenschein in lila getaucht wurde. Bis zur ersten Brücke ging alles gut. Wir folgten links dem weiteren Verlauf des Flusses und kamen auch immer noch gut voran. Nach der Mittagspause waren wir auch schon von richtig hohen Bergen umgeben und mussten auch mal über das ein oder andere Fort springen.

Die Hütte war so dreckig, dass sich Robert erst mal dem Boden annahm.
Die Hütte war so dreckig, dass sich Robert erst mal dem Boden annahm.

Doch plötzlich war Schluss mit lustig. Der Weg war zu Ende. Wir entschieden uns einem erahnten Trampelpfad zu folgen, der aber immer häufiger in Schlamm, Morast und Wasser endete. Die Midges waren auch schon wieder hocherfreut uns zu sehen. Der Fluchtversuch aus diesem feuchten Teil des Tals nahm mehr als 4 Stunden in Anspruch, wo wir uns sicherlich nicht mehr als 1 bis 2 km bewegt haben. Am Ende unserer Kräfte und des Tages erreichten wir dann eine Schutzhütte. Um nicht ganz so enttäuscht von diesem anstrengenden Tag zu sein, entschlossen wir uns noch ein Highlight zu nehmen, denn direkt neben der Hütte stand der Devils Point (1004 Meter). Ohne die Rucksäcke, nur mit Wasser, kletterten wir den steilen Weg entlang eines Wasserfalls nach oben und genossen den Blick zurück auf unseren stressigen Weg und den mäandernden Fluss.

Wieder an die Hütte angekommen, die uns lediglich ein Dach und vier Wände bot, misteten wir diese Hütte erst einmal richtig aus und breiteten ein Plane als Unterlage für die Schlafsäcke aus. Auf dem Fensterbrett lagen die toten Midges mehr als einen 1 cm hoch, wobei in der Hütte zum Glück nur tote Midges waren.

Am Abend zelteten auch noch andere Leute vor der Hütte, denn hier war die einzige nicht torfhaltige und nasse Grasnarbe. Die Gespräche ebbten im Freien aber bald ab, denn die im abflauenden Wind im stärker werdenden Midges waren hier viel aggresiver als sonst wo in Schottland (wahrscheinlich weil sie nicht so oft Frischfleisch bekommen).

Tag 15 - Lairig Ghru II - 17. August 2002 (0 km, sonnig, windig dann Regen)

In der Nacht wackelten nicht nur die hier besonders hungrigen Midges an unserer Tür sondern auch ein heftiger Sturm, der unser Haus bis spät in die Vormittagsstunden in dichte, dunkle Wolken hüllte. Auch wenn die Nacht stürmisch war, haben wir uns gut erholt und konnten unsere Sachen trocknen.

Langsam wird es gemütlich im Haus.*
Langsam wird es gemütlich im Haus.*
Nach all dem Sturm und Unwetter gabs im Tal wieder Sonnenschein, Pflanzen und Wärme.
Nach all dem Sturm und Unwetter gabs im Tal wieder Sonnenschein, Pflanzen und Wärme.

Den Rückweg setzten wir diesmal allerdings auf der rechten Seite, der offiziellen, des Flusses fort und bewältigten ungefähr das Stück, wo wir gestern 4 Stunden brauchten in einer Stunde. Der Weg war trocken, die Sonne schien ab Mittag und der Wind war mächtig genug die Midges zu vertreiben. Kurz vor Ende unsere Wanderung verließen wir die karge Hochgebirgslandschaft und erreichten geschützte Flusstäler, die sehr reich an Vegetation waren. Über all Caledonische Kiefern und natürlich Heidekraut. Es war mit all dem Sonnenschein wie im Paradies.

Nach dem Unwetter. Als der Sturm abgezogen war, konnten wir uns wieder vor die Hütte trauen.
Nach dem Unwetter. Als der Sturm abgezogen war, konnten wir uns wieder vor die Hütte trauen.

Am Abend stand theoretisch noch das Treffen mit den Mädels an, die uns aber versetzt hatten, weil unsere kleine Jugendherberge keine Dusche hatte. Ich sag nichts dazu ... Auf jeden Fall mussten wir dann nochmal nach Braemar reinfahren, um uns noch etwas zu Essen zu holen, denn es war abgesprochen, dass die beiden was zu Essen mitbringen. Bei uns gabs dann am Abend lecker Milchreis (aber keine 5 kg).

Für uns hatte Inverey Youth Hostel aber viele Vorteile, denn neben der Nähe zum Lairig Ghru gab es auch einen Fahrradschuppen. Wer braucht denn schon jeden Tag eine Dusche, wenn es doch daneben gleich einen Gebirgsbach gibt. In der Not kann man sich damit wohl auch mal aushelfen.

Stand: 30.09.2002 / 15.10.2016 | Text: Camillo | Bilder: Camillo, Robert*, André**, Franka*** | v7
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