Tag 5: Aufstieg zum Uhuru Peak (5 km, 5.5 h, 5895 m)

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Mitten in der Nacht wurde ich munter. Nicht weil mir kalt war, wie in den Nächten zuvor, sondern weil draußen großer Lärm herrschte und sogar gesungen wurde. Was war da los? Schnell wurde mir klar, dass wohl die anderen Gruppen zum Gipfel aufbrachen. Ich drehte mich um und schlief weiter.

Sonnenaufgang über dem Mawenzi gegen 6 Uhr. [2]
Sonnenaufgang über dem Mawenzi gegen 6 Uhr. [2]
Wir wärmen uns an den ersten Sonnenstrahlen des Tages. [1]
Wir wärmen uns an den ersten Sonnenstrahlen des Tages. [1]

Wir wurden 5:30 Uhr geweckt. Außerhalb des Zelts war es noch sehr kalt, was sich erst änderte als kurz nach 6 Uhr die Sonne über dem Mawenzi aufging. Nach einem kräftigen Frühstück mit Porridge bekamen wir ein Lunchpaket mit vielen zuckerhaltigen Keksen und Riegeln zugesteckt. Unsere Gruppe verkleinerte sich heute ein weiteres Mal um zwei Personen – zum einen wegen Anzeichen von Höhenkrankheit und zum anderen wegen allgemeiner Erschöpfung.

Der Aufsteig beginnt gaaaanz langsam ...
Der Aufsteig beginnt gaaaanz langsam ...

Wir begannen den Aufstieg kurz nach 7 Uhr – gaaaanz langsam. Die Betonung liegt auf ganz langsam, denn jeder Schritt war anstrengend, kurz und atem(be)raubend. Die erste Herausforderung war eine 200 m hohe Felsstufe direkt oberhalb des Lagers, für deren Überschreitung wir fast 2 Stunden brauchten. In kleinen Schritten stiegen wir durch den Fels bis auf ca. 4900 m Höhe, wo sich ein weiteres kleines Zeltlager befand. Das nächste Stück war flacher ansteigend und führte uns näher an den eigentlichen Aufstieg zum Kraterrand heran. Der Untergrund war sehr staubig und locker.

Im Gänsemarsch steigen wir Schritt für Schritt auf. [4]
Im Gänsemarsch steigen wir Schritt für Schritt auf. [4]

Uns kamen immer wieder Wanderer von oben entgegen. Die einen total glücklich, weil sie den Gipfel erreicht haben, und manch andere total erschöpft und teilweise desorientiert, wurden von Guides gestützt nach unten geführt. Einige wussten nicht wie sie den kleinen Stein auf dem Weg direkt vor ihnen überwinden sollten – andere saßen mit dem Guides am Wegesrand ohne die Kraft zu haben, weiterzulaufen. Was passiert da nur?

Gipfelgruppe 1: Wir gehen heute auf den Gipfel. [1]
Gipfelgruppe 1: Wir gehen heute auf den Gipfel. [1]

Auf ca. 5200 m trennte sich unsere Gruppe erneut. Vier fühlten sich nicht ganz wohl und wünschten sich einen weiteren Tag zur Akklimatisierung. Sieben waren der Meinung, dass jetzt der Richtige Augenblick sei, den Gipfel zu stürmen. Ich fühlte mich gut, hatte nur ab und zu leichte Kopfschmerzen und dachte für mich, dass ich am nächsten Tag nicht nochmal den soeben zurückgelegten Weg aufsteigen möchte. Fast alle Gruppen steigen in der Nacht auf, um den Sonnenaufgang zu erleben. Eine Besteigung bei Tag ist eher selten, aber unsere Guides meinten, dass dann die Erfolgsaussichten deutlich höher sind, weil es nicht mehr so kalt ist, man mehr geschlafen hat und der Körper sich besser orientieren kann.

Endlich! Der Stelle Point ist in Sicht!
Endlich! Der Stelle Point ist in Sicht!
Glückliche Wanderer! Wir sind im Adrenalinrausch.
Glückliche Wanderer! Wir sind im Adrenalinrausch.

Ab ca. 5500 m konnten wir ein Steinmandl ausmachen, was den Stella Point auf dem Kraterrand markierte. Der Weg war steil und auf dem Schotter rutschten wir mit jedem Schritt nach vorn auch gleich wieder ein Stück zurück. Wir blieben eng zusammen und schauten einfach auf die Beine des Vordermanns. Schritt für Schritt. Ganz monoton. Kurz vor dem Stella Point, nahmen meine Kopfschmerzen deutlich zu und mir war leicht schwindlig. Mir kamen so Gedanken wie: „Warum mache ich das nur?“. Ganz kurz blitze der Gedanke auf, einfach aufzugeben, gefolgt von großer Dankbarkeit, dass ich das hier überhaupt machen kann und mir genauso gewünscht habe. Als unsere Gespräche in der Gruppe verstummten, begannen die Guides zu singen und plötzlich waren wir da. Stella Point (5756 m). Meine Kopfschmerzen waren auf einmal weg und ich war überglücklich.

Die letzten Meter bis zum Uhuru Peak.
Die letzten Meter bis zum Uhuru Peak.
Geschafft! Ich stehe auf dem höchsten Punkt Afrikas.
Geschafft! Ich stehe auf dem höchsten Punkt Afrikas.

Der höchste Punkt auf dem Kraterrand ist der Uhuru Peak (5895 m). In westlicher Richtung stiegen wir die letzten ca. 150 Höhenmeter in einer halben Stunde hinauf. Der Weg war nicht wirklich schwer, aber aufgrund der Höhe doch anstrengend. Auf dem Gipfel angekommen, machten wir, wie schon am Stella Point, Gruppen- und Einzelbilder vor den bekannten Gipfelschildern. Wir haben es echt geschafft. Wir stehen auf dem höchsten Punkt Afrikas. Wir haben einen der Seven Summits bestiegen. Unglaublich!

Stand: 24.01.2018 | Text: Camillo | Bilder: Camillo, Robert [1], Patrick [2], Christoph [4] | v7
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