Tag 4: Barafu Camp (8.5 km, 6.5 h, 4664 m)

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Morgenstimmung am Kibo. Die letzten Wolken lösen sich auf. Es wird ein toller Tag.
Morgenstimmung am Kibo. Die letzten Wolken lösen sich auf. Es wird ein toller Tag.

Am frühen Morgen, es war noch dunkel, hatte ich das dringende Bedürfnis das Zelt zu verlassen und einen stillen Ort aufzusuchen. Beim Verlassen des Zeltes bemerkte ich, dass das Außenzelt komplett mit Raureif überzogen und gefroren war. Das Gras im Lager war weiß und kalt – ebenso der Besuch des stillen Örtchens.

Heute Morgen wurde unsere Gruppe kleiner, denn zwei der Mitwanderer haben sich auch in der Nacht kaum erholt und zeigten Anzeichen von Höhenkrankheit. Die beiden sind mit Guide und Träger über die sehr steile Umbwe Route abgestiegen. Mir hat meine Kopfschmerztablette vom Abend zuvor zu einer sehr erholsamen Nacht verholfen.

Eine der leicht ausgesetzten Stellen in der Barranco Wall. [2]
Eine der leicht ausgesetzten Stellen in der Barranco Wall. [2]
Eine der schmalen Stellen in der Barranco Wall.
Eine der schmalen Stellen in der Barranco Wall.

Östlich vom Barranco Camp erhebt sich die Barranco Wall. Der steile Weg durch die Wand erforderte oft den Einsatz der Hände. Einige Stellen waren sehr schmal, aber wir wurden immer noch von schwerbeladenen Trägern überholt. Bei Sonnenschein arbeiten wir uns durch die Wand – allen macht die einfache Kraxelei sichtbar Spaß.

Oberhalb der Barranco Wall befindet sich eine natürliche Aussichtsplattform, die einen grandiosen Blick hinauf zum Kibo und über das Wolkenmeer im Tal erlauben. Träger, die direkt an der Kante liefern, schienen scheinbar über die Wolken zu laufen.

Freudensprünge oberhalb der Barranco Wall. [2]
Freudensprünge oberhalb der Barranco Wall. [2]
Abstieg von der Barranco Wall im Gänsemarsch.
Abstieg von der Barranco Wall im Gänsemarsch.

Unser nächstes Ziel war das Karanga Camp, wo das Mittagessen auf uns wartete. Vom Aussichtsplateau stiegen wir zunächst in ein Tal hinab, um anschließend über einen flachen langgezogenen Weg auf den nächsten Bergrücken zu steigen. Der Boden war so trocken, dass jeder Schritt Staub aufwirbelte. Am Horizont konnten wir bereits den Aufstieg zum Barafu Camp erahnen.

Das Karanga Camp lag zum Greifen nahe. Wir würden lange vor dem Mittag dort ankommen – dachten wir zumindest, denn plötzlich öffnete sich vor uns ein weiteres tiefes Tal. Der steile Weg hinab war sehr staubig und rutschig. Unten am Bach klopften wir uns den Staub aus der Kleidung. Der nachfolgende Anstieg war etwas weniger staubig. Der Bach auf 3900 m Höhe war die letzte Gelegenheit zur Wasseraufnahme bis zum Gipfel, d.h. in den nächsten Tagen werden die Träger für uns immer wieder mehrere Kilometer und 700 Höhenmeter absteigen, um Wasser zu holen.

Bei all dem Staub ist ein Gesichtsschutz sehr zu empfehlen.
Bei all dem Staub ist ein Gesichtsschutz sehr zu empfehlen.
Der staubige Weg durch die Steinwüste zum Karanga Camp.
Der staubige Weg durch die Steinwüste zum Karanga Camp.

Nach einem kräftigen Mittagessen mit Salat und Pommes begann der Aufstieg zum Barafu Camp (4664 m). Wie fast schon jedem Nachmittag zogen sich auch heute wieder dichte Wolken über dem Tal zusammen. Die Wolken stiegen schneller auf wie wir und hüllten uns kurzzeitig komplett ein. Von einer kleinen Anhöhe aus sahen wir schon früh die vielen bunten Zelten des Barafu Camps auf einem Bergkamm. Nach einem langen staubigen Aufstieg erreichten wir gegen 16 Uhr das Gipfelcamp.

Gruppenbild am Gipfelcamp. Im Hintergrund unser Ziel für Morgen. [2]
Gruppenbild am Gipfelcamp. Im Hintergrund unser Ziel für Morgen. [2]
Blick aus dem Zelteingang bis zum Mawenzi. [2]
Blick aus dem Zelteingang bis zum Mawenzi. [2]

Das Camp befand sich auf einer geneigten Ebene, d.h. alle Zelten standen auf verschiedenen Höhen. Das Toilettenhäuschen, was nur ca. 30 Hm niedriger lag und vielleicht 400 m entfernt war, stellte auf dem Rückweg eine echt Herausforderung dar. Die Höhe machte sich bei allen bemerkbar. Nur wenige Schritte bergauf reichten aus, dass wir komplett außer Atem waren. Strengte ich mich zu stark an, bekam ich leichte Kopfschmerzen, die sich aber mit einem großen Schluck Wasser wieder verminderten. Ich bin erstaunt, dass es mir auf der Höhe noch so gut geht. In Indien oder Chile hatte ich da deutlich mehr Probleme. Vielleicht ist es auch das Adrenalin dem Gipfel so nah zu sein.

Der Ort war ein toller Ort, denn nirgends in Europa kann man so weit oben einfach mal im Zelt übernachten. Am nächsten Morgen wollten wir 7 Uhr loslaufen und mal schauen wie weit hoch wir kommen. In dieser Nacht schlief ich in Skihose und Thermounterwäsche richtig warm und gut, so dass ich am nächsten Tag bereit für den Gipfel war.

Stand: 24.01.2018 | Text: Camillo | Bilder: Camillo, Patrick [2] | v7
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