Tag 2: Shira Camp (5.4 km, 5.5 h, 3845 m)
Am Morgen wurden wir mit Kaffee und heißer Schokolade direkt am Zelt geweckt. Es folgte eine kurze „Katzenwäsche“ mit warmem Wasser, denn im Schatten der Bäume war es noch empfindlich kalt. Das leckere und kräftige Frühstück bestand aus „Porridge“ (Haferbrei), Pfandkuchen und Omelett mit Toast. Wärmend und sehr kräftig.
Die heutige Etappe hinauf zum Shira Camp war landschaftlich besonders schön, denn wir verließen das dichte Unterholz des Bergwalds und wechseln in die nächste Vegetationsstufe – die Heidelandstufe (2800 – 4000 m). Der Weg führt durch niedrigen Bewuchs in unzähligen kleinen Serpentinen stetig bergauf. Entlang der Strecke gibt es immer wieder markante hervorstehende Felskuppen, die fantastische Aussichten erlauben. Richtung Süden erstreckt sich ein grüner Teppich aus Baumkronen, der sich im Dunst der Wolken verliert. Im Südosten erhebt sich der Mt. Meru. Auf den schmalen Wegen sind viele andere Gruppen unterwegs. Oft werden wir von Trägern überholt und müssen ganzen Kolonnen Platz machen. Unser Guide zeigte die ersten Riesensenecien (Kreuzkrautgewächse), welche aus der Ferne aussehen wie bis zu 5 m hohe Palmen.
Wir erreichten die Shira Hochebene am frühen Nachmittag nach 5,5 Stunden. Nach der obligatorischen Registrierung im Camp wartete auf uns bereits das Mittagessen. Das Shira (Cave) Camp erstreckt sich über ein riesiges Areal, das nur von einzelnen windzerzausten Bäumen unterbrochen wird. An diesem Tag standen nur wenige Zelte, denn mit uns waren nur ca. 100 weitere Wanderer gestartet. Vor einigen Tagen sollen bis zu 500 Wanderer am Machame Gate aufgebrochen sein.
Bereits während des Aufstiegs zogen immer mehr Wolken über die Shira Ridge heran. Am Nachmittag war die Wolkendecke geschlossen und während des Nachmittagsschlafs hat es sogar kurz geregnet. Als wir die Zelte wieder verließen, war der staubige Boden nicht einmal nass geworden.
Am Nachmittag unternahmen wir noch eine kleine Akklimatisierungstour, um noch einmal 100 Höhenmeter aufzusteigen. Wir besuchten zuerst die nahe gelegenen Shira Cave. Die kleine Höhle diente früher den ansässigen Chagga als Versteck vor den Massai und später schliefen hier die Träger, weil früher den Trägern durch die Touranbieter keine Zelte bereitgestellt werden mussten.
Ein Stück weiter gab es einen Aussichtspunkt, der einen tollen Ausblick über die karge Hochebene bot. Im untergehenden Licht der Sonne konnten wir beobachten wie sich die Wolken, um den Gipfel des Kibos in wenigen Minuten auflösten und den vergletscherten Gipfel frei gaben. Der Fels begann rot zu leuchten, bevor dann langsam die Dunkelheit aufzog.
Nach dem Abendessen kehrten Robert, Patrick und ich mit Stirnlampen und Kamera zurück zum Aussichtspunkt, um weitere Nachtaufnahmen des Sternhimmels zu machen. In dieser Nacht wurde es richtig kalt. Meine Isomatte war eindeutig zu dünn, denn die Kälte kam von unten. Mit zusätzlichem Fleeceschlafsack war es etwas erträglicher. Ich hatte zum ersten Mal Kopfschmerzen, die mich erst in der zweiten Hälfte der Nacht schlafen ließen.