Varanasi am Ganges

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Wasserbüffel genießen des kühlende Naß des Ganges
Wasserbüffel genießen des kühlende Naß des Ganges
Im Altstadtgassenlabyrinth gibts auch sehr viele Kühe
Im Altstadtgassenlabyrinth gibts auch sehr viele Kühe
Ein Webstuhl zur Seidenherstellung
Ein Webstuhl zur Seidenherstellung
Indische Flarniermeile entlang des Flusses
Indische Flarniermeile entlang des Flusses

Die Wege von Robert und mir trennten sich am Zug nach Varanasi. Robert hatte leider etwas weniger Zeit als ich und musste zurück nach Deutschland. Ich konnte meine Reise vor dem Studienaufenthalt in Bangalore noch um einen ganz besonderen Ort im Norden von Indien ergänzen. Varanasi ist einer der heiligsten Orte des Hinduismus. Durch ein Bad im Ganges kann man gutes Karma sammeln bzw. wird man hier nach dem Tod verbrannt und anschließend die Asche in den Ganges gestreut, dann kann der Kreislauf von Tod und Wiedergeburt durchbrochen werden.

Mein Guesthouse lag direkt am Ganges in Mitten des Altstadtgassenlabyrinths. Ohne die Unterstützung eines Radrikschafahrers und eines Einheimischen hätte ich das Hotel nie gefunden. Der Blick über den Ganges war beeindruckend. Der Fluss strömte mit hoher Geschwindigkeit dahin. Auf der einen Seite befand sich Varanasi mit seinen zahlreichen Ghats und Tempeln. Die andere Seite des Flusses konnte man kaum erahnen.

An den Stufen des Dashashwamedh Ghat
An den Stufen des Dashashwamedh Ghat

Varanasi ist ein einziges Labyrinth. Unzählige Gassen. Die meisten Ghats (Zugänge zum Fluss) sind schwer zu finden. Auf meinem Streifzug zum südlichsten Ghat bin ich einfach immer mal wieder in ein paar Gassen abgebogen und habe gehofft, dass ich zum Wasser gelange. Bei den meisten Ghats gibt es Stufen, die in den Ganges führen und kleinere bzw. größere Tempelanlagen. Die Ghats sind meist bestimmten Religionen oder Regionen in Indien gewidmet. An zwei besonderen Ghats finden die Verbrennungen statt. Auf einem Holzhaufen verbrannt werden nur Erwachsene. Kinder werden in Tücher eingewickelt und mit einem Stein auf dem Grund des Ganges versenkt. Varanasi ist voll. Die Stadt ist stickig, laut und dreckig. Überall gibt es Leute, die ihre Geschäfte machen wollen. Stadtführer, Bootsfahrer, Rikschafahrer und jede Menge anderer Scharlatane, die sehr auf heilig und betteln machen. Ein "Mönch" hat sich sogar bei mir beschwert, dass ich zu wenig gespendet hätte.

Beginn der Aatri Zeremonie am Ganges
Beginn der Aatri Zeremonie am Ganges
Die Zeremonie ist im vollen Gange am Ganges
Die Zeremonie ist im vollen Gange am Ganges

Obwohl ich so viele negative Dinge aufgezählt habe, habe ich es jedoch sehr genossen durch die Stadt zu laufen und mit Leuten zu sprechen, die einfach nur Lust hatten zu sprechen. Zum Beispiel einem Seidenweber oder einem Inder, der mir die allabendliche Aatri Zeremonie am Dashashwamedh Ghat erklärt hat. Auf den Stufen des Ghats schwangen 5 Tänzer verschiedene leuchtende, rauchende oder brennende Gefäße für insgesamt eine Stunde zur Musik, um dem Fluss des Lebens – den Ganges – zu danken und darum zu bitten für immer weiter zu fließen. Die Zeremonie begann zum Sonnenuntergang und entfaltete Ihre volle Wirkung mit zunehmender Dunkelheit.

Sonnenaufgang über dem Ganges (ca. 6 Uhr morgens)
Sonnenaufgang über dem Ganges (ca. 6 Uhr morgens)
Das ganz besondere Licht während des Sonnenaufgangs
Das ganz besondere Licht während des Sonnenaufgangs
Die brennenden Ghats mit den aufgebahrten Toten
Die brennenden Ghats mit den aufgebahrten Toten
Baden und Säubern im Fluss
Baden und Säubern im Fluss

Auf dem Rückweg vom Ghat zum Guesthouse war ich plötzlich verloren. Die engen Gassen sahen plötzlich ganz anders aus. Die vormals dunklen Gassen, hatten sich in leuchtende und funkelnde Geschäfte verwandelt. Überall waren Leute und ich fand keine bekannten Ecken und Gassen wieder. Ich begann mich durchzufragen. Nach 30 min war ich sicherlich mehrfach ums Guesthouse gelaufen. Irgendwann traf ich sogar die gleichen Leute wieder, die ich schon einmal gefragt hatte. Eine hatte dann erbarmen mit mir und brachte mich die letzten hundert Meter und 25 Abzweigungen bis zum Guesthouse.

Kleine Leckereien am Straßenrand
Kleine Leckereien am Straßenrand

Ein letztes prägendes Erlebnis in Varansi ist die morgendliche Bootsfahrt auf dem Ganges. Ich wollte es nicht glauben, aber es gibt tatsächlich für einen ganz kurzen Augenblick vor dem Sonnenaufgang dieses ganz besondere Licht in dem alle Ghats vom Fluss aus gesehen förmlich glühen. Mein Ruderer ließ das Boot zunächst ein Stück stromabwärts gleiten. Viele Leute standen am Ufer – wuschen und badeten sich im Ganges. Die Temperaturen waren sehr angenehm und alles war komplett ruhig. Einen kurzen Augenblick später stieg die rot glühende Sonne über dem Fluss empor und man merkte fast sofort, wie sich das Licht änderte und die Luftfeuchtigkeit zunahm. Der Rückweg war bei der heftigen Strömung für meinen Ruderer nicht gerade leicht.

Von Varanasi aus ließ ich mich mit der Rikscha zum 22 km entfernen Flughafen fahren, wo ich dann zunächst nach Delhi und anschließend weiter nach Bangalore flog, um meinen zweiwöchigen Studienaufenthalt im Süden von Indien zu beginnen.

Unsere Reiseroute in Indien (7)
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Papageien für den Käfig oder den Topf
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Apple Lassi aus dem berühmten Blue Lassi Shop
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Rush Hour auf dem Weg zum Flughafen
Rush Hour auf dem Weg zum Flughafen
Stand: 24.10.2012, 05.05.2020 | Text: Camillo | Bilder: Camillo + Robert* | v7
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