Dharamsala, der Bus und die Polizei

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Wer hat die Kuh im Parkverbot abgestellt?
Wer hat die Kuh im Parkverbot abgestellt?
McLeod Ganj ist einer der regenreichsten Orte im Himalaya
McLeod Ganj ist einer der regenreichsten Orte im Himalaya

Nach diesem schlechten Start mit all dem Stress, der Hitze und den vielen Leuten wünschten wir uns einfach nur eine ruhige Bergtour. Das Inter State Bus Terminal (ISBT) am Kashmir Gate war die reinste Baustelle – lange war unklar, wo die Busse tatsächlich abfuhren. In den Toiletten, deren Besuch einem Saunabesuch gleich kam, müssen vor längerer Zeit die menschlichen Stoffwechselendprodukte schon einmal sehr hoch gestanden haben. Lecker!

Die Busfahrt war angenehm. Wir hatten viel Platz und konnten gut schlafen. Der nächste Schock traf uns bei der Ankunft in Dharamsala, denn beim Entladen fehlte Roberts großer Rucksack. Was nun? Wir machten zunächst etwas Stress im Bus. Der Busfahrer und der Kassierer bekamen etwas Panik und begannen wie wild zu telefonieren. Wir wollten den Rucksack oder das Geld zurück. Im Büro der Busgesellschaft waren wir schnell von unzähligen Leuten umringt. Jeder hatte was zu sagen, aber keine wollte die Verantwortung übernehmen. Es wäre so einfach gewesen, die Ladeklappe im Bus abzuschließen und die Gepäckstücke nur durch den Fahrer durch Vorlage einer Quittung herauszugeben. Robert argumentierte wie ein Löwe, aber man hätte auch mit einer Wand reden können. Wir drängten immer wieder darauf, die Polizei kommen zu lassen, was die Busgesellschaft aber unbedingt verhindern wollte. Die Stimmung war explosiv. Wir forderten 30000 Rupien – weit mehr als ein Jahresgehalt. Am Ende einigten wir uns darauf, dass wir wenigstens unsere nächste Busfahrt nach Manali bezahlt bekommen.

Gebetsmühlen in McLeod Ganj*
Gebetsmühlen in McLeod Ganj*
Typisches Straßenbild in McLeod Ganj*
Typisches Straßenbild in McLeod Ganj*
Gebetsmühlen im Palast das Dalai Lamas
Gebetsmühlen im Palast das Dalai Lamas

Öffentlicher Unterricht für buddhistische Mönche
Öffentlicher Unterricht für buddhistische Mönche

Wir entschieden uns danach trotzdem zur Polizei zu gehen, um ein Schreiben für die Versicherung zu bekommen. Das Polizeibüro erinnerte ein bisschen an die alten Louis de Funes Filme. Es waren jede Menge dekorierte Beamte da, die alle irgendwas Wichtiges machten. Robert schilderte den Fall einem der Beamten, der darauf wild anfing, Akten zu durchsuchen. Nach 10 min fragte Robert, ob wir nun weitermachen können. Der Beamten hörte auf und schickte uns zu seinem obersten Chef. Der war sehr beschäftigt mit Zeitunglesen und meinte, dass das bestimmt in Delhi passiert sei und somit Dharamsala nicht zuständig sei. Fall gelöst! Wir überzeugten ihn nur einfach ein Schreiben für die Versicherung auszusetzen. Robert schrieb alles auf. Wir brauchten nur noch einen Stempel und fertig. Leider musste das Dokument nochmals im Computer auf Englisch und Hindi abgetippt werden. Es gab einen Computer und der war von einem Mitarbeiter besetzt, der durch die vielen Tasten auf der Tastatur sichtlich verwirrt war. Auf Nachfrage wurde uns bestätigt, dass wir morgen wiederkommen sollen, weil das Dokument heute (es war 10 Uhr morgens) nicht mehr fertig gestellt werden könne. Die Polizei war vollkommen überfordert. Die wussten nicht, was zu tun ist. Leider durfte ich das zweistündige Schauspiel nicht filmen. Hätten wir darauf bestanden, wirkliche echte Ermittlungen ohne Schmiergeld einzuleiten, dann hätte die Polizei richtig Arbeit gehabt. Aber leider hatten wir keinerlei Beweise und der Diebstahl hätte an jeden der unzähligen Stopps zwischen Delhi und Dharamsala passiert sein können. Im Polizeigebäude stellte ich fest, dass man mir am Busbahnhof meine Armbanduhr geklaut hatte.

Gebetsfahnen dürfen natürlich nicht fehlen*
Gebetsfahnen dürfen natürlich nicht fehlen*

Indien ist wie eine Dampfwalze. Man kann sich nicht darauf vorbereiten. Uns hat es in den ersten 3 Tagen mit der vollen Breitseite erwischt. Wir waren total am Ende, genervt und ziemlich down. Wir waren in vielen verschiedenen Ländern der Welt unterwegs und nie ist etwas passiert. Glücklicherweise wurde Robert nur der Rucksack gestohlen. Der Pass und die Kreditkarten waren noch da. Was für ein Start ...

Gegen Mittag fuhren wir mit dem Bus hinauf nach McLeod Ganj (1830 m), dem Sitz der tibetischen Exilregierung und der Residenz des 14. Dalai Lamas. Der Ort liegt auf einem Bergkamm und bot spektakuläre Ausblicke in die umliegenden Täler. Immer wieder stiegen schnell Wolken auf, die sich gelegentlich auch abregneten. Upper Dharamsala ist einer der regenreichsten Orte im Himalaya und besteht aus zwei kleinen parallelen Hauptstraßen, die voll mit Geschäften sind. An einem Ende der Hauptstraßen liegt die Busstation und am anderen Ende der Palast des Dalai Lamas.

Blick über McLeod Ganj
Blick über McLeod Ganj

Ein kleiner Teil des Palastes des Dalai Lamas kann besichtigt werden. Wie schon im ganzen Ort, waren auch hier viele Mönche, die teilweise mit Schülern und Gästen buddhistische Übungen durchführten. Im ganzen Palast liefen Vorbereitungen für Teachings, die der Dalai Lama in den nächsten beiden Tagen geben würde. Im Palast befindet sich ebenfalls ein hochinteressantes Museum, was die Geschichte der Eroberung und Vertreibung aus Tibet beschreibt. Die Tibeter haben ein unglaublich schweres Schicksal zu tragen und werden aufgrund der starken Umsiedlungspolitik der Chinesen bald eine Minderheit im eigenen Land sein.

Unsere Reiseroute in Indien (2)
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Ein Buddha im Palast des Dalai Lamas*
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Müllbeseitigung auf Indisch
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Unser geliebtes Busterminal in Dharamsala*
Unser geliebtes Busterminal in Dharamsala*
Stand: 24.10.2012, 05.05.2020 | Text: Camillo | Bilder: Camillo + Robert* | v7
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