(Fast) verschollen im Pazifik
Am nächsten Tag beschaute ich mir das Kajak und belud es mit allerlei Sachen für eine zweitätige Seekajaktour nach Wallace Island (25 km oneway entfernt). Am Anfang war das Paddeln im Schutz von Galiano Island auch sehr einfach. Doch der Gegenwind und die Wellen nahmen auf den offenen Wasserflächen zu. Und ich wollte nicht bei den 30 - 50 cm hohen Wellen im kalten Wasser des Pazifiks meine Ausrüstung verlieren (oder mich selbst). So fuhr ich erst mal nur bis Norberts Wald und baute auch dort mein Zelt auf. 1,5 Stunden später lockten mich die Sonne und ein absolut blauer Ozean von neuem. Ich ließ nicht lange bitten und setzte mich diesmal ins leere Kajak und kämpfte gegen die Wellen.
Nach ungefähr einer Stunde war ich schon recht nass und kämpfte weiter, bis plötzlich eine Welle eine Ladeklappe aus der vorderen Oberseite aus dem Boot schlug. Ich war geschockt. Ich konnte den Deckel gar nicht so schnell auffangen wie dieser untergegangen war. Nun konnte ich nicht mehr frontal gegen die Wellen fahren. Da blieb bloß noch seitlich oder mit den Wellen zu fahren übrig. Okay, ich fuhr den einen Kilometer wieder an die Küste nach Galiano zurück und schaute mich an der Küste um. Nun war ich schon meinem Ziel so nahe und wollte nicht aufgeben. Ich fand Holz, Strick und das Beste war Styropor. Da ich kein Messer hatte, konnte ich nur Styropor bearbeiten. Also nahm ich eine Muschelschale und schnitzte einen großen Stöpsel, den ich in das 15 cm durchmessende Loch einfügen konnte. Nach einer halben Stunde war ich fertig. Der Deckel passte und ich verwandt noch den angeschwemmten Strick, um den neuen Deckel zu fixieren.
Mit neuem Mut ging es die letzte Stunde gegen die Wellen weiter voran. Die Sonne stand schon erstaunlich tief, aber Wallace Island war nah. Ich war kurz nach 18 Uhr dort und ungefähr 5 Minuten später ging die Sonne unter. Ich war so übermütig, das ich aus dem Kajak ins Wasser stürzte und auch gleich das Kajak umdrehte und versenkte. Hat das Meer also doch gewonnen. Die Kamera und die Jacke waren zum Glück wasserfest verpackt, so dass diesem nichts passiert ist. Total durchnässt, besichtigte ich 45 min lang so viel wie möglich von der kleinen Insel. Es war aber für mich wichtiger noch so viel wie möglich Tageslicht zu nutzen, um den Rückweg zu finden. Kurz vor sieben ging‘s an die Rückfahrt und es war schon so dunkel, so dass ich lediglich ein dunkles Band van Galiano Island am Horizont sah, wo ich mir am Hang eine Anordnung der Häuser merkte, die nun durch Licht erleuchtet waren. So fand ich auch in der mondlosen und leicht bewölkten Nacht meinen Weg innerhalb von einer Stunde wieder zurück in Norberts Wald.
Der zweite Paddeltag führte mich vorbei an mehrere Kormoranfelsen im offenen Meer bei bedeckten Himmel und spiegelglatter See die letzten Kilometer zurück zu meinem Zugwagen. Jetzt brauchte ich erst mal eine Pause.
Am nächsten Tag wollten wir dann alle gemeinsam den Mount Galiano bezwingen, aber es hat wieder geregnet. Ich nutzte die Zeit um meine Hosen zu reparieren. Mit Erstaunen stellte ich fest, dass ich nur dunkle Sachen habe, aber nur helles Garn bei mir trage. Aber bunt ist modern.
Nach dem Mittag wurde noch ein bissel Kultur getrieben, denn das Victoria Kammer Orchester war zu Gast auf Galiano und gab Stücke von Händel und Tschaikowski zum Besten. Dies rundete meinen Aufenthalt auf Galiano natürlich wunderbar ab.