Icefield Parkway
Ich hatte sechs Stunden Zeit und wollte eigentlich Postkarten schreiben. Da kam der Herr aus dem Info-Center und erkundigte sich nach meiner Tour und ob ich schon was zum Mittag hatte. Ich sagte nein und er meinte heute ist Thanksgiving und lädt er mich doch glatt ein. So haben wir den ganzen Nachmittag (er ein studierter Geschichtsmensch) erzählt und ich hätte fast verpasst Philip, meinen Cousin aus Edmonton, abzuholen.
Philip, Erin und ich haben uns vor zwei Jahren das erst mal in Deutschland getroffen und nun gibt es ein Wiedersehen auf der anderen Seite des Atlantiks.
Wir mussten erst mal wieder zum Hostel hitchhiken, was aber kein Problem war. Der Abend war schön und es gab Spagetti. Wir hatten einen schönen Abend zusammen und konnten viel über unsere Familien austauschen und lernen. Leider war nur für einen Abend Zeit und nicht für gemeinsame Aktivitäten in den Bergen, da Philip wieder zurück zur Arbeit musste und Edmonton auch nicht gerade der nächste Weg ist (365 km).
Am Montag trennten sich unsere Wege. Philip fuhr wieder heim und ich trampte nach Lake Louise. Mein Fahrer war Fotograph und in British Columbia ziemlich bekannt, was ich erst am Ende herausfand. Ich zeigte ihm nämlich meinen Lonely Planet und fragte, ob er das Buch kennt und er antwortete mir, dass er die meisten der Fotos gemacht hat. Da war ich aber baff. Er konnte mir auf der wohl schönsten Straße durch die Rockies jeden Berg erklären und stoppte immer, wenn ich ein Foto machen wollte.
Der Icefields Parkway ist eine 230 km lange Straße zwischen Jasper und Lake Louise. Die Traumstraße überquert mehrere Pässe (Bow, Sunwapta), führt an türkisfarbenen Seen (Peyto, Horseshoe) sowie rauschenden Wasserfällen (Athabasca, Sunwapta) vorbei. Zwischendrin wird ein Ausläufer des mächtigen Columbia Icefields passiert – eine der größten Eisansammlungen südlich des nördlichen Polarkreises. Bei meiner Fahrt war das Wetter leider durchwachsen, so dass wir doch nicht an jeder Natursehenswürdigkeit gestoppt haben.
Die Wege trennten sich in Lake Louise. Ich trampte vom Dorf zum gleichnamigen See und konnte das traumhaft blaue Wasser vor einem nebelumhangenen Gletscher sehen. Ich ließ mir richtig viel Zeit und ging erst am späten Abend zurück ins Dorf. Der Bus fuhr erst zwei Uhr nachts zu meinem nächsten Ziel dem Okanagan Valley, so dass ich gemütlich gehen wollte. Ich konnte allerdings nur auf der Straße laufen, weil hier alle Zeltplätze und Wanderwege wegen erhöhter Bärenaktivitäten geschlossen waren, wie mir ein Spanier mitteilte. Also lief ich die Straße hinunter und wollte wirklich nicht trampen. Aber nach 15 Minuten hielt ein Japaner neben mir, der mich ins Dorf brachte. Na da kann man nichts machen.
Nun wartete ich 3 Stunden in Lake Louise Village im Schneefall bis ein Bus kam, der mich zwar nicht ins Okanagan Valley brachte, aber eine Station weiter nach Revelstoke mitnehmen konnte und mich dort in einer warmen 24 h Fastfood Kneipe abgesetzt hatte. In Revelstoke musste ich durch die Zeitumstellung fünf weitere Stunden warten. Erst danach ging die Fahrt nach Penticton weiter.