Skyline Trail

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Die Graslandschaften des Skyline Trails nach einer sehr kalten Nacht.
Die Graslandschaften des Skyline Trails nach einer sehr kalten Nacht.
Abendessen auf einer der Zeltplätze entlang des Trails.
Abendessen auf einer der Zeltplätze entlang des Trails.

Wieder unten im Tal und den Rucksack ohne Bärenspuren wiedergefunden, ging der Weg heute nur etwa noch 3,5 km zum nächsten Zeltplatz (Little Shovel), wo ich ganz allein war. Hier war es so kalt, dass abends 7pm nach 20 Minuten das Wasser im Kochtopf gefroren war, wenn ich keinen Kocher an hatte. Aus diesem Grund genoss ich nur kurz den Sonnenuntergang, band schnell mein Essen hoch auf einen Baum in Sicherheit vor den Bären und ging 300 Meter weiter weg in mein Zelt. Der Schlafsack war warm. Während ich in mein Tagebuch schrieb, hörte ich draußen wie der Schnee auf die Plane rieselte. Es schneite die halbe Nacht ungefähr 5 cm Neuschnee und die Temperatur lag bei -15 °C.

Im Sonnenschein sind alle Flüsse aufgeweicht und matschig.
Im Sonnenschein sind alle Flüsse aufgeweicht und matschig.

Der nächste Morgen mit viel Sonnenschein und frohen Mut, weichte alle Wege auf, so dass mein Weg nur über die höheren Pässe nicht durch Schlamm führte. Im Jeffery Creek musste ich nach jedem vierten Schritt die Schuhe säubern, weil diese sonst durch den Schlamm zu schwer wurden. Am Abend nach 14 km erreichte ich den Zeltplatz Curatore auf Fuße des gleichnamigen Bergs (2524 m) und konnte dort im Tal campen (wieder allein). Und es war noch kälter, denn es war Vollmond und keine schützende Wolkendecke vorhanden.

Der höchste Punkt das Skyline Trails - The Notch (2511 m).
Der höchste Punkt das Skyline Trails - The Notch (2511 m).
Neben dem Trail gibt es immer wieder große Schneefelder.
Neben dem Trail gibt es immer wieder große Schneefelder.

Am dritten Tag ging ich wirklich Skyline. Der Weg führte immer oberhalb von 2500 Metern durch Schnee und Eis. Es war unglaublich windig, aber den Blick rund herum kann ich gar nicht beschreiben. Ich konnte bis auf das über 100 km entfernte Columbia Icefield schauen. Ich stand auf dem Dach der Welt und wurde hier nur noch von ganz wenigen anderen Bergen überragt. Die Berglandschaft war karg mit weiten Grasländern und schroffen Bergen. Immer wieder lang Schnee und dazwischen blühte das Wollgras.

Die karge Landschaft überhalb der Baumgrenze. Warum ist der Rucksack nur so schwer?
Die karge Landschaft überhalb der Baumgrenze. Warum ist der Rucksack nur so schwer?
Tekarra Lake von oben. Der langer Abstieg steht noch bevor.
Tekarra Lake von oben. Der langer Abstieg steht noch bevor.

Der Abstieg zum Tekarra Lake war steil und lang. Am Abend hörte ich am wahrscheinlich schönsten Zeltplatz (Tekarra) Stimmen. Andere Menschen? oder Bären? Nein es waren andere Wanderer. Matthew aus Tennessee und Nicky und Jennifer aus Washington. Das war ein echt lustiger Abend und das Ende meines Alleinseins. Am Abend hörten wir noch Tiergeräusche, die wir für Elche hielten, sich dann aber später als Bärenlaute herausstellten. Zum Glück ist Nicky nicht ganz so nah rangegangen, wie sie es erst vorhatte.

Am Morgen brachen die Mädels schon sehr zeitig auf, weil sie heute noch nach Hause wollten (über 1000 km), doch Matthew hatte Zeit und wir liefen gemütlich die letzten 14 km nach Jasper. Im Tal wollte ich in ein Hostel und Matthew weiter nach Banff (300 km von hier). Meine Unterkunft war voll also nahm mich Matthew mit in die Stadt. Dort rief er in Banff an und alle Hostels waren die nächsten zwei Tage lang ausgebucht. Also entschloss er sich, wie ich, hierzubleiben.

Mit Matthew nähere ich mich auf den letzten Kilometern Jasper.
Mit Matthew nähere ich mich auf den letzten Kilometern Jasper.

Im alten Hostel war aber auch nichts mehr frei und so mussten wir auf einen Zeltplatz und die ganze Nacht das Brunftgeschrei der Elche anhören. Hier gab‘s aber ein Lagerfeuer und warme Duschen. Ein Traum. Am nächsten Tag trennten sich unsere Wege. Matthew fuhr nach Lake Louise in ein Hostel und ich wartete auf meinen Cousin aus Edmonton, der heute nach Jasper kommen würde.

Info Skyline Trail: Der Trail ist der höchstgelegene mehrtätige Backcountry Wanderweg im Jasper National Park, mit 25 km oberhalb der Baumgrenze und spektakulären Ausblicken in die wilde Gebirgslandschaft. Der Weg ist 44 km lang und kann in 2-3 Tagen gelaufen werden. Ich war vier Tage unterwegs, weil ich am ersten Tag erst am Abend gestartet bin. Zur Übernachtung stehen mehrere ausgewiesene einfache Zeltplätze zur Verfügung, die voraus gebucht werden müssen. Mit Bären ist jeder Zeit zu rechnen. Das Wetter auf dieser Höhe sollte unbedingt beachtet werden. Während meiner Wanderung waren die Nächte sehr, sehr kalt. Tagsüber im Sonnenschein, konnte ich aber kurzärmlich wandern.

Stand: 08.11.2020 | Text + Bilder: Camillo | v7
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