Galiano Island mit dem Rad

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Die urgemütliche Caboose mit Himmelbett im Aufbau.
Die urgemütliche Caboose mit Himmelbett im Aufbau.

Norbert holte mich dann nach einem Telefonanruf ab und setzte mich in einem Eisenbahnwagon, der als Luxusunterkunft mit allem drum und dann ausgebaut war, ab. Die Caboose, der Post- oder Begleitwagen alter Züge, diente aufgrund seiner Höhe zur Überwachung des Zuglaufs während der Fahrt. Es gab eine kleine Küche, Dusche und einen gemütlichen Wohnbereich mit urigen Holzofen. Ein Himmelbett mit Blick aufs Meer befand sich im erhöhten Wagenteil. Ein Traum! Es gab ein Fahrrad und Kanu. Was will man mehr.

Urgemütlich mit Holzoffen, wenns draußen regnet und stürmt.
Urgemütlich mit Holzoffen, wenns draußen regnet und stürmt.

Anschließend wurde ich in die Insel eingewiesen und den anderen Duerichens, die an einem anderen Ort auf Galiano wohnten, vorgestellt. Das war absolut großartig. Die Insel, die immer noch als Künstlerrückzugsgebiet und auch für viele Hippies ein zu Hause ist, ist einfach wunderbar. Jedes Mal wenn ich mit dem Rad zu Norbert fahre, muss ich durch ein kleines bergiges Regenwaldgebiet radeln, das „The Bluffs“ genannt wurde. Hier ist es auch am Tag so dunkel, dass man Licht anmachen muss. Ist halt ein richtiger dichter Regenwald. Die Luftfeuchtigkeit ist hier auch höher, so dass man fast immer eine Dusche danach braucht.

Pebbles Beach an der Ostküste von Galiano Island.
Pebbles Beach an der Ostküste von Galiano Island.
Einer von vielen Seesternen im flachen Wasser der Insel.
Einer von vielen Seesternen im flachen Wasser der Insel.

In den nächsten beiden Tagen erkundete ich die Insel per Rad. Die Insel ist einfach Kult. 600 km² groß. 1000 Leute wohnen hier und alles Regelwald. Ich habe auf meiner Fahrt mehr Rehe auf der Straße gesehen als Autos. Eine zweitägige Radtour führte mich in den Dionisio Provincial Park, der am anderen Ende der Insel liegt (30 km). Leider hat die Insel so viele Berge, dass ich sehr oft schieben musste oder mit dem ganzen Gepäck auf dem Gepäckträger einfach das Gleichgewicht verloren hätte.

Abendstimmung im Dionisio Provincial Park.
Abendstimmung im Dionisio Provincial Park.
Spiegelglattes Wasser am Abend im Dionisio Provincial Park.
Spiegelglattes Wasser am Abend im Dionisio Provincial Park.

Die Natur ist einfach unbeschreiblich. Ich habe alle möglichen Tiere gesehen, die es hier nur im Zoo gibt: alle Arten von Vögeln (Kolibri, Spechte), Seehunde (Seals), Insekten (große und kleine), Seesterne (knallrot oder lila), Krebse, Weißkopfadler und natürlich Rehe. Im Park war ich wieder mal alleine. Offiziell verfügt der Park nur über einen seeseitigen Zugang, aber ich bin eine Privatstraße reingefahren und war da. Vor der Küste befindet sich eine kleine felsige bewaldete Insel, die durch einen Tombolo, einem kleinen Dünenstreifen, mit der restlichen Insel verbunden ist. Am Abend war es nahezu windstill. Weiter draußen hörte ich das Rauschen der Wellen, aber in der geschützten Bucht war das Wasser fast spiegelglatt. Ein traumhafter Platz für eine Nacht.

Dann ging‘s am nächsten Tag durch ein Indianerreservat, wo es einen ganz alten Teil mit Hüttenresten geben sollte. Also ich habe mich wirklich angestrengt und beim besten Willen nichts finden können. Ist halt schon sehr alt! Am Abend wollte ich dann noch im Montague Habour Marine Provincial Park den Sonnenuntergang sehen, aber da waren nur Wolken. Also radelte ich dann ganz zurück!

Mit dem Fahrrad durch den Regenwald. Wo ist nur die Straße?
Mit dem Fahrrad durch den Regenwald. Wo ist nur die Straße?
Sonnenuntergang auf Galiano Island.
Sonnenuntergang auf Galiano Island.

Darauffolgend sollte noch eine kleine Besteigung des Mount Galiano (312 m) erfolgen. Da es aber an diesem Morgen wie aus Kübeln goss, blieb ich bis zum Mittag im Zugwagen und genoss bei prasselndem Feuer die urige Caboose. Immer wieder fuhren die großen Fähren durch die Active Pass Passage. Ich tank Tee und lass weiter.

Am Nachmittag besuchte ich mit Norbert und Family seinen Wald, wo er alternative Forstwirtschaft nach der Single-Tree-Selection Methode betreibt. Dort wurde ich natürlich auch gleich zum Reparieren der Wasserleitung zum Blockhaus eingeladen. Warum nicht? Erst hat es von oben geregnet und dann auch noch von unten. Aber Spaß hat es gemacht.

Stand: 08.11.2020 | Text + Bilder: Camillo | v7
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