Auf das Dach des Balkans

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Am Samstagnachmittag schulterten wir wieder unsere Rucksäcke und begannen den zweiten Teil unserer Wanderung – die Erkundung des östlichen Rilagebirges natürlich mit der geplanten Besteigung des höchsten Berges Bulgariens und des Balkans insgesamt.

Müllabfuhr an der Рибни езера / Ribni Ezera Hütte (2230 m).*
Müllabfuhr an der Рибни езера / Ribni Ezera Hütte (2230 m).*

Wir vier folgten der Asphaltstraße entlang des Rilaflusses, die sich bald in einen breiten Forstweg wandelte. Am späten Nachmittag suchten wir uns etwas abseits des Weges einen schönen Platz für unser Zelt. Wir verbrachten alle gemeinsam die letzte Nacht mit lecker Essen.

Aufsteig über viele Serpentinen auf den Канарски преслап Pass.
Aufsteig über viele Serpentinen auf den Канарски преслап Pass.

Am nächsten Morgen trennten sich unsere Wege. Hagen ging zurück zum Rilakloster und nahm dort einen Bus nach Sofia und wir anderen drei setzten den Weg zur Рибни езера / Ribni Ezera Hütte (2230 m) fort. Die Fischerhütte (so die Übersetzung) liegt eingebettet zwischen zwei wunderschönen Seen und vor dem Aufstieg auf den Канарски преслап Pass (2475 m). An der Hütte war es bei traumhaftem Sonnenschein Zeit für ein gutes Mittagessen, bevor wir die nächsten Tage wieder in die Berge verschwinden.

Am Nachmittag stiegen wir in unzähligen Serpentinen auf den Канарски преслап Pass und begannen auf einen Kammweg über mehrere Gipfel das Iskar Tal mit seinem riesigem Staussee Бели Искър zu umrunden. Hinter dem Stausee konnten wir zum ersten Mal den mächtigen Мусала / Musala (2925 m) in Augenschein nehmen. Wir überwanderten weitere leichte Gipfel und nächtigten am Abend auf dem Kamm nahe dem Вапа (2532 m) und stiegen zum Baden nochmal zu einem Bergsee hinab. Wir haben deutlich gemerkt, dass wir alle wieder fit sind und Kondition aufgebaut haben, denn die heute zurückgelegt Strecke wäre in der ersten Woche undenkbar gewesen.

Abstieg zum abendlichen Bade unterhalb des Вапа.
Abstieg zum abendlichen Bade unterhalb des Вапа.
Der perfekte Platz zum Zelten unterhalb des Вапа.
Der perfekte Platz zum Zelten unterhalb des Вапа.
Blick vom Вапа über den Бели Искър Stausee zum Musala.*
Blick vom Вапа über den Бели Искър Stausee zum Musala.*
Der Aufstiegsweg auf den Musala mit Wetterstation auf dem Gipfel.
Der Aufstiegsweg auf den Musala mit Wetterstation auf dem Gipfel.

Am Montag war es soweit. Das „Zauberwort“ heißt Musala. Der gut ausgebaute Wanderweg führte uns über mehrere Vorgipfel immer näher an den „großen Brocken“ heran. In Serpentinen schnauften wir dem Gipfel entgegen. Jeder für sich und jeder in seine Gedanken versunken … und dann ganz plötzlich standen wir oben. Wow! Wir haben es geschafft! Was für ein grandioser Ausblick. Höher geht’s nicht mehr. Alle Berge um uns herum sind niedriger. Wir waren glücklich! Während des Aufstiegs hatten wir irgendwie alle Durst auf Cola oder Fanta bekommen und wir hatten auch eine Hütte auf dem Gipfel gesehen. Die Hütte stellte sich leider „nur“ als Wetterstation heraus, wo wir nix zu trinken bekamen. Am späten Nachmittag stiegen wir zum 200 Höhenmeter niedriger gelegenen Леденото езеро See hinab und schlugen dort unsere Zelte auf.

Auf dem Gipfel des Мусала / Musala (2925 m).*
Auf dem Gipfel des Мусала / Musala (2925 m).*
Der Леденото езеро See direkt unterhalb des Gipfels.
Der Леденото езеро See direkt unterhalb des Gipfels.
Gipfelfoto (leider Dia beschädigt).**
Gipfelfoto (leider Dia beschädigt).**

In den nächsten beiden Tagen änderte sich das Wetter. Die Berge hüllten sich in dichte Wolken und es gab immer wieder längere Regenschauer. Wir entschieden uns aufgrund des schlechten Wetters eine weitere Nacht unterhalb des Musalas zu verbringen. Wir hatten viel Zeit zum Reden, Lesen und für Kartenspiele. Aufgrund der Wetteraussichten machte es keinen Sinn, wie ursprünglich geplant, weiter ins östliche Rila bis zum Белмекен / Belmeken Stausee zu wandern. Wir entschieden uns am Mittwoch in Richtung Боровец / Borovets abzusteigen dort noch eine Nacht draußen an einem See zu übernachten und am nächsten Tag irgendwie nach Sofia zu gelangen.

In Borovets fanden wir einen Taxifahrer, der bereit war uns für wenig Geld bis nach Sofia zu fahren. Gesagt getan! In anderthalb Stunden hatten wir die 80 km bis nach Sofia zurückgelegt. Der Taxifahrer fuhr sehr gemütlich, redete ohne Punkt und Komma und hätte etwas mehr auf die Straße schauen können.

Stand: 08.11.2020 | Text: Camillo, Bilder: Camillo, Christian*, Martin** | v7
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