Schlaflos in Léon
Ein anderer wunderschöner Ort war die ehemalige Klosterschule in Léon. Unterwegs haben wir sehr viele Rad- und Fußpilger kennen gelernt und wie es der Zufall wollte, kam ein Großteil der Leute mit uns gemeinsam in Léon an und sind im gleichen Refugio (Pilgerherberge) gelandet. Natürlich konnte im Refugio niemand Englisch, so dass wir ganz schöne Probleme hatten den Hostelano zu verstehen. Aber da es uns nicht alleine so ging und der Herbergsvater das schnell merkte, platzierte er uns alle auf Stühlen rings um sich herum und erklärte die Hausordnung pantomimisch. Ihr könnte Euch das nicht vorstellen. Innerhalb der nächsten Stunde konnten wir uns vor Lachen kaum auf den Stühlen halten.
Die Stadt Léon ist meiner Meinung nach mit eine der schönsten Städte in Spanien. Es gibt unzählige Kneipen, enge Gassen und Hinterhöfe, wo man denken könnte, dass dort die Häuser um die dort parkenden Autos herumgebaut wurden, weil diese da irgendwie nie wieder rauskommen. Aber in Spanien ist ja nichts unmöglich - man muss nur die Ruhe bewahren. Dazu kommt noch die große gotische Kathedrale mit 1800qm farbigen Fenstern, die bei Sonnenschein ein wahres Meer aus Farben erzeugen.
Ein Harken hatte die Sache aber noch, denn es wurde ja auch Nacht und wir mussten schlafen. Der Männerschlafsaal war fast ausgebucht und die "Schnarchbojen" mehr als aktiv. Also da gab’s Leute die schnarchen sehr konstant laut oder leise, was zwar auch schon Folter, aber immer noch okay war. Dann gab es aber auch die unregelmäßigen lauten Schnarcher und die sind wirklich brutal. Erst sägen sie den ganzen Regenwald weg und dann ist plötzlich Ruhe (wahrscheinlich Holz alle). Hoffnung macht sich breit – vielleicht ist er ja doch erstickt? Weit gefehlt - plötzlich, ganz unverhofft, gerade als man selber fast eingeschlafen wäre, geht es wieder los – mit einer frisch geschärften Kettensäge ans Werk. Ich bin dafür das der Pilgerausweis um eine Angabe, ob Schnarcher oder Nichtschnarcher, erweitert wird und diese Leute dann draußen schlafen. Auf jeden Fall verlief die Nacht dann so, dass Robert bei Zeiten in die Küche verschwand und die Zeit zum Tagebuch schreiben nutze. Ich stand eine Viertelstunde später mit dem Schlafsack in der Küche und meinte nur "Komm wir gehen runter in den Innenhof!". Gesagt, getan. Wenig später lagen wir mit den Schlafsäcken zwischen den parkenden Autos und genossen eine fast himmlische Ruhe, denn aus irgendeinem Fenster hörten wir noch leise vereinzelte Holzfäller.
