Hunsrück bei Nacht - Todmüde in Barcelona

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Abfahrt in Lommatzsch
Abfahrt in Lommatzsch
Endlich ein Ticket*
Endlich ein Ticket*
Übernachtung in Réus***
Übernachtung in Réus***
Puerto del Perdon*
Puerto del Perdon*

Nordspanien, werden sich viele fragen, was gibt es da? Gibt es da Hotels so wie auf Mallorca? Und dann auch noch als frommer Pilger entlang der Milchstraße gen Westen zum Ende Europas? Keineswegs. Ich wusste im Vorfeld sehr wenig über diesen Teil Europas und war unglaublich neugierig, wohin der Weg uns führt. Die Erlebnisse reichen dabei von geheimnisvollen gelben Pfeilen und Muscheln, die immer nach Westen weisen und handeln dabei einfach von den Menschen und ihren Geschichten, die aus den verschiedensten Gründen zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Pferd diesen Zeichen in großer Gemeinschaft folgen.

Beginn einer langen Anreise***
Beginn einer langen Anreise***

Aber lasst mich einfach ein wenig der Reihe nach erzählen. Ich versuche auch wirklich den Bericht so kurz wie möglich zu halten. Also gebt mir eine Chance und lest den Text bis zu Ende.

Alles begann vor nun mehr fünf Wochen als sich Nadine, André, Robert (mein Bruder) und ich auf den Weg machten. Wir verließen die "Jugendherberge" in Lommatzsch und machten uns mit vollbepackten Rädern auf nach Spanien. Natürlich sind wir nicht die ganze Strecke geradelt, sondern erst mal mit dem Zug quer durch Deutschland nach Idar-Oberstein und von dort in mitternächtlicher Rekordfahrt quer über den Hunsrück zum Flughafen Frankfurt/Hahn gefahren.

Der erste Kontakt mit Spanien war am darauf folgenden Tag die heiße Mittagssonne in Girona, wo dann der erste, schwerste und dem Wahnsinn nahen Tag begann. Ich versuche das mal in kurzen Sätzen zu umschreiben.

Puerto del Perdon
Puerto del Perdon
Einer unserer 16 Platten
Einer unserer 16 Platten

Wir waren bereits mehr als 24 Stunden wach. Von Girona aus nach Barcelona (rund 60 km) wollten wir mit dem Bus fahren. Doch wir hatten nicht die Chance wenigstens eines unserer Räder in einen der 3 Reisebusse zu bekommen, denn noch ehe der Laderaum ganz geöffnet war, fielen die vielen anderen Gäste wie die fleißigen Armeisen über die Busse her und krachten den Busse mit ihrem Gepäck voll. Der Wahnsinn! Okay wir tauschten die Tickets und fuhren erst einmal in die Innenstadt von Girona mit einem Bus, wo niemand mitfahren wollte. Von da aus ging die Fahrt weiter mit dem Zug ins größte Irrenhaus von Spanien, den Hauptbahnhof von Barcelona. Mittlerweile waren wir rund 28 Stunden wach und von den ganzen vielen Lüftern und wummernden Klimaanlagen, zeichneten sich die ersten Kopfschmerzen ab. Der Bahnhof war überfüllt mit Leuten, ständig gab es Lautsprecherdurchsagen, überall standen Schlangen wartender Leute und dann gab es noch diese verfluchten Ticketschalter, wo jeder eine andere Funktion hatte. Erst wollten wir einen Schnellzug nach Pamplona, unserem Startpunkt auf dem Jakobsweg, nehmen. Dabei musste man für fast jeden Schalter eine Nummer ziehen und warten. Lange warten!!! Nach 4 bis 5 Stunden Nummern-ziehen-und-ewig-Warte-System, einem nahem Nervenzusammenbruch und vielen hin- und hergetauschten Nummern (es lebe der Tauschhandel!!!) mussten wir einsehen, dass es keinen freien Schnellzug in den nächsten Tagen gab und wir doch mit den langsamen Regionalbahnen vorlieb nehmen müssen. Relativ verzweifelt verließen wir am Abend die Stadt Richtung Réus. Leider konnte uns keiner der Bahnbeamten sagen, welche Züge wir nach Pamplona nehmen mussten. Da in Réus der letzte Zug an diesem Abend endete und wir nach mehr als 38 Stunden einfach nur schlafen wollten, packten wir unsere Schlafsäcke im nächsten Olivenhain aus und schliefen ohne Abendessen unter freiem Himmel ein.

Punta la Reina
Punta la Reina
Romanische Kirche
Romanische Kirche
Romanische Kirche*
Romanische Kirche*
In Punta la Reina***
In Punta la Reina***
Stand: 01.07.2009 / 23.10.2016 | Text: Camillo | Bilder: Camillo, Robert*, André**, Nadine*** | v7
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