Fécamp und Étretat an der Kreideküste

Anders als bei vergangenen Reisen, fielen die Vorbereitungen zu dieser Reise sehr dürftig aus. Frankreich, speziell Paris, ist von Deutschland aus perfekt mit dem Nachtzug zu erreichen. Aus meiner letzten Parisfahrt hatte ich gelernt, dass ein Sitzplatz über Nacht nicht unbedingt optimal ist, wenn man am nächsten Tag noch etwas unternehmen möchte. Roberts Liege fuhr in Hamburg ab, meine Eltern konnten ab Hannover liegen und ich stieg Mitternacht in Ulm ein. Obwohl in getrennten Zügen gestartet, erreichten wir am nächsten Morgen alle im gleichen Zug Paris Est. Nur beamen ist schöner ...
Ausgeschlafen folgten wir den Wegweisern zum Bahnhof Paris du Nord, wo bereits ein kleiner Mietwagen auf uns wartete. Die Abholung des Mietwagens dauerte aufgrund des "kompetenten" Mitarbeiters gefühlt genauso lang wie die Anreise mit dem Zug von Deutschland. Irgendwann bekamen wir dann endlich unsere Schlüssel überreicht und konnten die Stadt verlassen.

Der Weg zur Autobahn war schnell gefunden und schon rollten wir durch die Hochhausschluchten von La Defense hinaus aufs Land. Auf der Autobahn merkten wir schnell, dass wir wohl das Privatauto des Mietwagenmitarbeiters bekommen haben mussten, denn genauso langsam wie dieser arbeitete, fuhr das Auto nur im Notfallprogramm, d.h. kaum schneller als 100 km/h und bergauf nur 80 km/h. Nochmal zurückfahren und das Auto tauschen, ließ unser enger Zeitplan allerdings nicht zu.




Die imposanten Kreidefelsklippen von Étretat waren unser erstes Ziel. Die beiden Zufahrtsstraßen des kleinen Dorfs waren schon weit vor dem Ort beidseitig zugeparkt. Im Ort selber war auch kein Platz mehr zu finden, denn es war Dorffest und alle waren auf den Beinen. Wir schlossen uns an und erreichten durch die engen Gassen der Altstadt den steinigen Strand, der links und rechts mit hohen Klippen begrenzt war. Schon von weitem hörten wir Musik und der Geruch von geräuchertem Fisch stieg uns in die Nase. Zwischen den Booten, die auf den Strand gezogen waren, picknickten viele Leute und genossen einfach die Atmosphäre. Wir wanderten über den Strand Richtung Westen hinauf auf die Klippe Falaise d’Aval. Mit jedem Schritt wurde der Blick zurück nach Étretat beeindruckender. Der Wind schob die Wolken beiseite, das Wasser war türkisfarben und die Klippen, Felsnadeln und Bögen leuchteten im warmen Licht der Herbstsonne.

Schweren Herzens mussten wir uns von dieser rauen, aber wunderschönen, Landschaft verabschieden und fuhren zurück nach Fécamp, wo wir die Likördestillerie Bénédictine besuchen wollten. Es blieb bei einem Versuch, denn die Destillerie hatte bereits geschlossen. Nach einem kurzen Spaziergang, fuhren wir mit unserem kleinen "Flitzer" Richtung Le Havre über die Pont de Normandie nach Honfleur. Honfleur ist der traditionelle Hafen an der Mündung der Seine, der allerdings immer wieder zu versanden drohte, weswegen der Hafen irgendwann nach Le Havre verlegt wurde. Die Verlegung rettete die malerische Altstadt rundum das alte Hafenbecken. Es gibt enge verwinkelte Gassen mit den traditionellen normannischen Fachwerkhäusern und Holzkirchen. Ein bisschen wie im Mittelalter.