Lötzen – Ukta

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Unsere vermeintliche ruhige Zeltwiese verwandelte sich am Abend immer mehr in einen Festplatz, denn es wurde eine Bühne aufgebaut, überall lagen Kabel und standen plötzlich große Lautsprecherboxen. Irgendwann erklang der erste Ton und die ganze Nacht über wurde ein Mix aus polnischer Volks- und Schlagermusik gespielt. Es war so laut, dass die Zelte vibrierten und man seine eigenen Gedanken nicht mehr denken konnte.

Endlich auf dem Wasser - Überquerung des Löwentinsee.*
Endlich auf dem Wasser - Überquerung des Löwentinsee.*
Auf dem Jagodnesee sind auch größere Schiffe unterwegs.*
Auf dem Jagodnesee sind auch größere Schiffe unterwegs.*

Am nächsten Morgen waren wir alle ziemlich gerädert, was nicht an der langen hinter uns liegenden Zugfahrt lag, aber wir freuten uns endlich aufs Wasser zu kommen. Mit den weiteren Booten waren wir erfolgreich, so dass wir als 15ner Gruppe bereit waren. Als wir das erst Mal die Boote beluden, hatten wir schon fast befürchtet, dass wir unsere ganzen Sachen niemals unterbringen, aber nach anderthalb Stunden Puzzlearbeit mit belustigten Kommentaren der Bootsverleiher hatten wir es tatsächlich geschafft. Wir trugen die Boote zu Wasser und schoben uns vom Ufer ab und paddelten über den großen Löwentinsee (Niegocin) Richtung Süden – als hätten wir unseren Lebtag nichts anderes gemacht. Das wir gleich ein Segelboot rammten, bleibt hier unerwähnt.

Unser Mückenzeltplatz am Taltowiskosee.*****
Unser Mückenzeltplatz am Taltowiskosee.*****

Wir überquerten den Löwentinsee in zwei Stunden und entschieden uns für eine späte Bade- und Mittagspause. Wir setzten unsere Reise über den langezogenen Jagodnesee fort und umfuhren die ein oder andere Insel. Ab Szymonka folgten mehreren schnurgeraden Kanälen, die mit dem Kajak eher langweilig zu befahren sind. Im Taltowiskosee war auf unserer Karte ein Biwakplatz eingezeichnet, der aber komplett mit Schilf, hohem Gras und Brennnesseln überwuchert war. Da es bereits schon 20 Uhr war und uns die ersten 25 km in den Knochen (Armen) steckten, entschieden wir uns zu bleiben. Leider stellte sich der Biwakplatz als sehr rudimentär heraus, denn es gab ohne Ende Mücken und unglaublich viel Hinterlassenschaften von Kühen, Schafen, aber auch anderen Mitmenschen. Es war warm und stank, aber wir wollten nicht weiter. Jeder Gang zu einem stillen Örtchen war eine Herausforderung. Autan wirkte als Lockmittel für die Mücken und die vielen Stiche juckten lange nach.

Durchquerung von Mikołajki mit vielen Brücken.**
Durchquerung von Mikołajki mit vielen Brücken.**
Traumhaft schöner Zeltplatz bei Bartlewo mit Stand und Lagerfeuer.*
Traumhaft schöner Zeltplatz bei Bartlewo mit Stand und Lagerfeuer.*

Am nächsten Morgen wollten wir einfach nur noch weg. Raus aus der Hitze und weg von dem Gestank und den Mücken. Schnell packten wir unsere Boote und querten den Taltowiskosee, um an einer schönen Badestelle ins klare Wasser zu springen. Bis zum Mittag durchquerten wir einen weiteren Kanal und erreichten Nikolaiken (Mikołajki) – einer der beliebtesten Wassersportorte in den Masuren. Nach einer kleinen Shoppingtour, Mittagessen und natürlich Eis waren wir wieder voller Elan und setzen unseren Weg Richtung Süden fort. Nach insgesamt 20 km erreichten wir einen traumhaften Zeltplatz bei Bartlewo. Das Wasser war sauber, es gab einen Strand und am Abend genossen wir bei einem Lagerfeuer den unglaublichen Sternenhimmel über uns.

Im Dschungel der Krutynia.*
Im Dschungel der Krutynia.*

Eine der schönsten Paddelstrecken Polens ist der Fluss Krutynia, der sich auf knapp 100 km und 16 Seen durch den Masurischen Landschaftspark (Mazurski Park Krajobrazowy) schlängelt. Der Masurische Landschaftspark und die Krutynia bestehen aus 11 Naturreservaten und liegen mitten zwischen den unendlichen Wäldern der Johannisburger Heide (Puszcza Piska). An diesem Fluss war die Natur intakt. Der Fluss war urig verwachsen. Überall gab es Schilf, Seerosen und ins Wasser hängende Bäume. Das Wasser war kristallklar, denn man konnte durch das glasklare, fünfundzwanzig Grad warme Wasser vier oder fünf Meter bis auf den Grund herunterschauen und eine traumhafte Tier- und Pflanzenwelt, die sich natürlich nicht nur auf unter Wasser beschränkte, sehen. Am Grund gab es von großen Fischen, über Muscheln, Seepflanzen und Flusskrebsen sehr viel zu sehen. Natürlich kam man dort etwas langsamer voran als erwartet, weil wir sehr oft Badepausen eingelegt haben.

Nachdem wir uns mit voller Muskelkraft den Fluss zur Hälfte hochgekämpft hatten und die Sonne schon sehr tief im Westen stand, ließen wir uns in Ukta, einer sehr kleinen Siedlung, nieder.

Stand: 05.04.2021 | Text: Camillo | Bilder: Camillo, André*, Falk**, Stefanie***** | v7
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