Sonnenfinsternis und Danzig

0

An den folgenden Tagen bis zum Ende unserer Paddeltour hatten wir am Morgen meist sehr schönes Wetter, was nachmittags in einen kurzen Schauer oder ein kräftiges Gewitter mündete, um am Abend wieder vollkommen abgeklungen zu sein und in der Nacht mit einem einzigartig silberfunkelnden Sternhimmel zu glänzen.

Staunende Sonnenfinsternisbeobachter mit Schutzbrille.***
Staunende Sonnenfinsternisbeobachter mit Schutzbrille.***
Die Sonnenfinsternis am 11. August 1999 mit teilbedeckter Sonne.**
Die Sonnenfinsternis am 11. August 1999 mit teilbedeckter Sonne.**

Am 11. August gab es ein besonderes Schauspiel am Himmel, was nur am Tag beobachtet werden konnte, denn es gab eine totale Sonnenfinsternis auf der Höhe von Süddeutschland (Region München Regensburg, Rosenheim). In Norddeutschland oder in den Masuren waren wir weit vom Kernschatten entfernt und hatten nur eine Abdunkelung von 80%. Gegen 11 Uhr saßen wir mit lustigen Brillen und dicken Schweißergläsern Ufer und sahen dem vorhergesagten „Weltuntergang“ entgegen. Die Sonne war als schmale Sichel am Himmel zu sehen. Als für unsere Verhältnisse die Sonne maximal verdunkelt war, wurde es leider nicht wieder hell, denn es schob sich ein gewaltiges Gewitter vor die Sonne, was uns dann später auf dem Kanal noch eine ganze Weile begleiten und ordentlich das Boot mit Wasser füllen sollte. Die nächste totale Sonnenfinsternis findet schon am 3. September 2081 über Deutschland statt. Am Abend war der Himmel beim Lagerfeuer wieder sternenklar und über uns gingen zahllose Sternschnuppen der Perseiden nieder.

Eines von unzähligen Lagerfeuern am Abend.
Eines von unzähligen Lagerfeuern am Abend.

Unsere letzte Etappe führte uns wieder über den großen Löwentinsee zurück nach Lötzen, was gar nicht so einfach war, denn zum einen erstreckte sich Lötzen sehr lang am Ufer entlang und wir wussten nicht wohin und zum anderen war starker Wind mit Wellen auf dem offenen Gewässer, was nochmal alles von unseren trainierten Oberarmmuskeln abverlangte. Als wir dann die Boote wieder abgeben mussten, fiel uns das sehr schwer, denn wir konnten uns ein Leben ohne diese schwimmenden Untersätze gar nicht mehr vorstellen. Jedenfalls war dieser Kanuurlaub sehr intensiv, so dass ich mir nichts anderes mehr vorstellen konnte, als jeden Morgen aufstehen, Frühstück machen, Zelte und Boote zusammen- bzw. einzupacken, den Tag über zu paddeln oder zu baden und am Abend auf irgendeinen kleinen Zelt- oder Biwakplatz an Land zu gehen. Dieses Gefühl ist es, was einen richtigen Reise ausmacht. Am Morgen aufstehen, loswandern oder -paddeln und nicht zu wissen, wo man am Abend sein wird.

Artushof mit Neptunbrunnen in Danzig.****
Artushof mit Neptunbrunnen in Danzig.****
Blick von der Marienkirche auf das Rechtstädtische Rathaus und die Langgasse.****
Blick von der Marienkirche auf das Rechtstädtische Rathaus und die Langgasse.****
Krantor in Danzig.****
Krantor in Danzig.****
Eines der prächtigen Stadttore von Danzig.****
Eines der prächtigen Stadttore von Danzig.****

Zum Abschluss unserer Tour besuchten wir für einen Tag die alte Hansestadt Danzig. Wir stellten unser Gepäck am Bahnhof unter und tauchten in die quirlige und lebendige Stadt ein. An jeder Ecke und in den schmalen Gassen zwischen den Hansehäusern und Kontoren spielten kleinere Bands beim Straßenmusikfestival und es gab viele leckere Dinge zu probieren. Am Abend kam es wieder zum traditionellen Abschlussessen bei Pizza Hut, wo wir versuchten unser letztes Geld zu „veressen“. Die Preisklasse war in Danzig schon bedeutend höher, als in den Masuren, denn an den Seen konnte man normal beim Bauern frisch gemolkene Milch oder geerntete Kartoffeln für Pfennigpreise kaufen, wobei in der Großstadt die Preise schon fast westliches Niveau erreicht haben. Über Nacht saßen wir wieder alle im Zug und fuhren über Breslau zurück nach Dresden.

Diese Reise war meine erste selbst organisierte Reise für eine größere (zu große) Gruppe. Die Masuren sind eine unglaublich schöne Region, die man toll vom Wasser oder aber auch vom Fahrradsattel aus erkunden kann. Unsere Paddelstrecke mit 155 km in 8 Tagen, war recht lang und gerade für untrainierte Arme am Anfang eine Herausforderung. Als sich nach den ersten Tagen die Kondition aller aufgebaut und die täglichen Routinen am Morgen und Abend gefestigt hatten, waren die Tage deutlich entspannter. Nicht zu unterschätzen ist, dass es bei schlechtem Wetter, kaum Alternativen gibt und es generell immer eine gesunde Mischung aus Paddelstrecke, Abwechslung und Freiraum geben sollte.

Stand: 05.04.2021 | Text: Camillo | Bilder: Camillo, Falk**, Marlen***, Robert**** | v7
© 2021 Camillo's Adventures. Alle Rechte vorbehalten, soweit nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet.