Devil’s Ladder
Am Flughafen Dublin entschied ich mich für Plan B und fuhr anstelle nach Norden in den Südwesten der Insel, denn laut Wetterbericht sollte es da trocken sein. Die Fahrt begann sehr langsam und stockend, denn während der Rushhour war auf der M50 kaum ein vorankommen. Nach 2 Stunden (!!!) erreichte ich den Abzweig zur M7 Richtung Limerick, wo dann der Verkehr wieder normal floss.


Nach Killarney steuerte ich in den Bergen der Mac Gillycuddy’s Reeks die kleine abgelegene Berghütte Cronins Yard an. Die Hütte war geschlossen, aber gegen eine kleine Parkgebühr und der Erlaubnis des Besitzers war es möglich im Auto zu übernachten. Ich erreichte Cronins Yard erst nach 22 Uhr, hatte aber Glück den Besitzer noch anzutreffen. Er meinte, ich kann gern im Auto übernachten, aber mit dem skeptischen Blick auf den kleinen Peugeot 208, würde er sich das nicht antun.
Die Nacht war bequem! In meinem kleinen Peugeot konnte der Beifahrersitz nahezu flach gestellt werden, so dass ich sehr gut, aber leider auch nur sehr kurz geschlafen habe.

Mein Plan B war der höchste Berg Irlands. Der Carrauntoohil (auch Carrantuohill) mit 1039 Metern befindet sich im Südwesten ganz in der Nähe des Ring of Kerry und war für einen Tag mit sehr viel Fahrerei verbunden. Der kürzeste und am häufigsten begangene Aufstieg beginnt ab Cronins Yard und führt entweder über steile die Devil’s Ladder oder die noch steilere Brother O’Shea’s Gully Route zum Gipfel. Um eine Rundtour zu laufen, wählte ich beide Routen.


Kurz nach 4 Uhr begann es bereits hell zu werden. Die Bergspitzen hingen noch in den Wolken, aber es regnete nicht. Gegen 5 Uhr begann ich meine Tour durch das weitläufige Hag’s Glen Tal. Der Weg ist breit, gut ausgebaut und überquert mehrfach den Fluss Gaddagh am Anfang noch mit, später dann auch ohne Brücken. Nur langsam gewinnt man an Höhe und schreitet zwischen den beiden See Lough Gouragh (westlich) und Lough Callee (östlich) hindurch.


Am Ende der Seen begann der Weg deutlich steiler und schlammiger zu werden. Das Tal wurde enger und die Devil’s Ladder zeichnete sich vor mir ab. Überall um mich herum stürzten von den grünen Bergen Wasserfälle aus den tiefhängenden Wolken in die Tiefe. Mit zunehmender Höhe war ein ordentlicher Weg nicht mehr zu erkennen. Das einzige Ziel war es irgendwie von einer weniger nassen Stelle zur nächsten zu gelangen, fließendes Wasser zu überwinden und an Höhe zu gewinnen. In meinem schweißtreibenden Kampf mit Matsch und Geröll ging hinter mir die Sonne über den Seen und dem Hag’s Glen auf und ließ die Anstrengung fast vergessen. Über knapp 400 Höhenmeter führt der Weg hinauf auf einen Sattel zwischen Carrauntoohil und Cnoc na Toinne. Ab hier beginnen die letzten 300 deutlich leichteren Höhenmeter über einen Geröllpfad bis hinauf zum Gipfel. Leider betrug meine Sicht meist nur 25 Meter, so dass ich nur in wenigen Augenblicken, wenn sich die Wolken leicht öffneten, etwas von der herrlichen irischen Landschaft mitbekommen habe.


Auf dem Gipfel des Carrauntoohil befindet sich ein Gipfelkreuz. Bei besserer Sicht ist es möglich entlang der Bergrücken in drei verschiedene Richtungen weitere Gipfel der Mac Gillycuddy’s Reeks zu erreichen und dabei (wahrscheinlich) herrliche Tiefblicke auf die umgebenden Seen zu genießen.