Brother O’Shea’s Gully


Für meinen Abstieg wählte ich die Route über den Brother O’Shea’s Gully, weil ich mir die Devil’s Ladder kein zweites Mal und vor allem nicht im Abstieg antun wollte. Die Herausforderung war im Nebel zunächst den Abstieg vom Gipfel entlang der Felsklippe zu finden. Im Nebel war der Weg nur sehr schwer auszumachen, aber mit GPS und Karte tastete ich mich langsam bergab. Am Abzweig lag direkt ein Schaf im Nebel, was mich etwas überrascht anschaute und dann Platz machte.



Der Abstieg über das O’Shea Tal verläuft parallel zur Devil’s Ladder und ist teilweise steiler, aber der geröllige Weg war nicht so nass, wie die Aufstiegsroute. Langsam stieg ich den steilen Hang hinab zum Cummeenoughter Lake, den höchstgelegenen See der Insel, und ließ dabei die Wolkendecke hinter mir zurück.
Die Route führt jetzt in mehrere Ebenen immer weiter in die Tiefe vorbei an Wasserfällen mit teilweise leichten Kletterstellen. Einmal stand ich neben einem Wasserfall an einer steilen Wand, wo ich dachte absteigen zu müssen – aber ich hatte mich geirrt. Wichtig ist es sich immer mal wieder umzuschauen und zu vergewissern, ob der Weg noch stimmt, denn manchmal führt der einfachere Weg dicht an einer Felswand hinter einem entlang. Beim Abstieg ist schon von weiten Hag’s Tooth, eine steil aufragende Felszacke, zu sehen, die sich über den Lough Gouragh erhebt. Der Weg führt zwischen Zahn und See hinab in die Tiefe, folgt dann entlang dem River Gaddagh, bevor wieder der breite Schotterweg nach Cronins Yard erreicht wird.


Auf dem Rückweg wurde das Wetter deutlich besser. Nach zwei kurzen Regenschauern, zogen sich die Wolken zurück und die Sonne kam heraus. Der majestätische Gipfel des Carrauntoohil erhob sich wolkenlos vor mir. Oh wie schön wäre es gewesen jetzt da oben auf dem Gipfel zu stehen. So richtig traurig war ich aber nicht, denn schon eine halbe Stunde später hüllte sich der Gipfel wieder in Wolken. Fast unmöglich den richtigen Augenblick abzupassen.


Die Rundtour auf den höchsten Berg Irlands ist 11,3 km lang und es werden ca. 850 Hm in 5 Stunden zurückgelegt. Am Anfang bis zu den beiden Seen ist der Weg flach, breit ausgebaut und gut zu laufen. Die beiden Routen über Teufelsleiter und O’Shea’s Gully sind beide anspruchsvoll bei Nebel, tiefhängenden Wolken und Regen, wenn alles nass und schlammig ist, überall Wasser fließt und die Sicht sehr eingeschränkt ist. Unbedingt gute Wanderschuhe, Wanderstöcke, Karte und GPS dabei haben. Nach tagelangem Sonnenschein (gibt’s sowas in Irland?) und trockenen Wegen ist der Aufstieg wahrscheinlich deutlich angenehmer.
Die Berghütte Cronins Yard verfügt über eine kleine Küche zum selber Kochen, eine Gaststube und gegen Einwurf von Münzen auch mehrere Duschen. In der Hütte befinden sich auch Bilder der Landschaft im Winter mit den schneebedeckten Bergen der Mac Gillycuddy’s Reeks.