Lion Peak (495 m)
Die Regenzeit machte mir zu schaffen. Gern wollte ich den zweihöchsten Gipfel von Hongkong, den Lantau Peak (934 m), auf Lantau Island besteigen, aber das Wetter war einfach zu regnerisch und die Wolken hingen tief, so dass ich mich entschloss den Lion Rock (495 m) zu besteigen. Für Nachmittag waren weitere starke Regenschauer angekündigt.


Die Angaben zur Besteigung des Lion Rock schwankten von einer Dauer zwischen einem halben bis zu einem ganzen Tag. Selbst mein Arbeitskollege meinte, dass es sich um eine Tagestour handelte. Irgendwie sah der von mir entdeckte Weg aber gar nicht so lang aus.


5:45 Uhr nahm ich ein Taxi zum Fat Jong Tempel am Fuße des Berges (die erste U-Bahn wäre erst eine halbe Stunde später gefahren). Der Taxifahrer hatte keine Ahnung, wohin ich wollte, aber über Kollegen am Telefon hat er es dann herausgefunden. Vom Tempel aus folgte ich ein kurzes Stück der steilen Shatin Pass Rd. Linker Hand führte bald eine geschwungene Betontreppe in den Wald hinauf. Die Treppe hörte für die nächsten 20 Minuten nicht mehr auf. Schnell gewann ich an Höhe. Im Wald war es sehr dampfig und schon bald war ich komplett durchgeschwitzt. Freie Stellen im Wald erlaubten mir immer wieder eine tolle Aussicht über das Häusermeer am Morgen.


Die Treppen endeten auf dem Kammweg, der zum Lion Rock hinaufführte. Jetzt wurde der Weg leichter. Allerdings war der rötliche Weg jetzt komplett aufgeweicht und in den Wolken. So richtig wusste ich nicht, wo ich bin oder wie weit es noch ist. Nach weiteren 10 Minuten versuchte ich abermals meinen Standort abzuschätzen. Als ich über den Rand meines Handys schaute, war dort doch tatsächlich der gleiche Wegweiser zum Lion Rock vor mir, den ich schon oft im Internet gesehen hatte. Der Weg führte noch einmal steil hinauf und nach insgesamt 35 Minuten stand ich auf dem Gipfel.


Sicht hatte ich absolut keine. Gelegentlich öffnete sich die Wolkendecke ein bisschen, um sich dann aber auch gleich wieder zu schließen. Der Weg führt über alle drei Erhebungen des Gipfelkamms und führt dann in Richtung Westen hinab zum Reunification Pavillon, von wo aus der nächste Abstieg nach Kowloon möglich ist.
Seit meiner Taxifahrt hatte ich heute noch niemand getroffen. Entfernt hörte ich die Geräusche der Stadt unter mir. Zwischen den Bäumen, die in den Wolken verschwanden, war es ganz still. Doch plötzlich rannte einfach ein Affe direkt vor mir über den Weg. Ich blieb stehen und schaute dem Affen hinterher. Er blieb stehen und schaute mich an. Ich erkannte schnell, dass es um mich herum überall Affen in den Bäumen gab. Mütter mit Babies, Halbwüchsige die durch das Blätterdach tobten und Ältere, die gemütlich die Blätter der Bäume fraßen. Der Affen ließen sich nicht durch mich stören. Ich hatte Zeit für interessante Fotos.

