Toroella de Montgrí
Die Region um L’Estartit beherbergt mehrere markante Berggipfel. Neben dem schon bestiegenen Roca Maura, gibt es auch das weithin sichtbare Montgrí-Massiv mit dem Castell del Montgrí, was den Hauptort Torroella de Montgrí überragt.
Die Burg auf dem Berg leuchtet im hellen Weiß des Kalksteins und entspricht der Idealvorstellung einer Burg. Die Burg wurde nach dem Vorbild der Kreuzfahrerburgen im 12. Jahrhundert errichtet und verfügt über eine quadratische Grundfläche von 31x31 Metern. Die runden Ecktürme sind mit einer 13 Meter hohen Mauer verbunden und über einen Wehrgang mit Zinnen begehbar. Der Bau wurde 1294 begonnen und 1301 abgebrochen. Warum ist nicht ganz klar – möglicherweise, weil die Burg extrem schwer zu erreichen und der Bau somit aufwendig war oder weil die Konflikte in der Region zwischen dem König von Aragon und dem Grafen von Empúries beigelegt werden konnten. Die Burg ist bis auf wenige Renovierungsmaßnahmen seit 1301 unverändert. Der Burghof ist vollkommen leer, aber die Wände lassen vermuten, dass Innengebäude vorgesehen waren. Die Burg ist durch das Haupttor frei zugängig. Der Wehrgang kann über eine nachträglich installierte Wendeltreppe in einem der Türme erreicht werden.
In den letzten Tagen waren die Wetterbedingungen auf dem Gipfel des Montgrí äußerst wechselhaft. Der freie Gipfel, mit der weithin sichtbaren Burg, verschwand oftmals in kurzer Zeit komplett in einer Haube aus Wolken, während im Umland der Himmel blau war und die Sonne schien. Ich beobachtete das Schauspiel schon mehrere Tage und wartete auf den richtigen Moment. Die letzte Möglichkeit war der Morgen unseres letzten Tages in L’Estartit.
Wir waren 7 Uhr am Wanderparkplatz. Es war stockdunkel, der Weg kaum zu sehen und der Gipfel in der mondlosen Nacht nur zu erahnen, aber es war wolkenlos. Der Aufstieg führt über einen breiten nicht zu verfehlenden Weg durch niedriges Buschwerk in die Höhe bis zum Sattel Coll de la Creu de Santa Caterina zwischen den Bergen Puig Rodó und Montgrí. Ab hier begann der nun schmale Weg in mehreren Serpentinen in die Höhe zu steigen. Es wurde langsam heller und zu unserem Entsetzen konnten wir über dem Meer und im Süden über der Bucht die ersten Wolkenbänke ausmachen, aber der Gipfel war noch wolkenfrei. Nach insgesamt ca. 40 Minuten erreichten wir das Castell (2.1 km oneway).
Die Aussicht war grandios. Richtung Norden die schroffen und kargen Berge des Mongrí-Massivs. Im Süden und Westen ein Muster aus unzähligen Feldern und einzelnen Dörfern über den noch der Dunst des Morgens hing. Im Westen das Meer, wo sich die Wolken vor dem Sonnenaufgang immer höher türmten.
Wir hatten noch 20 Minuten bis zum Sonnenaufgang. Es wurde heller und die Wolken färbten sich, aber es gab keinen freien Blick auf das Meer. Die Sonne überstieg die Wolken über dem Meer und erleuchtete kurz die Burg bevor von Süden die ersten Wolkenfetzen die Bergflanken hinaufgetrieben wurden. Der Wind frischte auf und innerhalb weniger Minuten war die gesamte Bergkuppe in Wolken eingehüllt. Wir konnten kaum noch die andere Seite des Burghofs erkennen. Es war Zeit für den Abstieg. Nur wenige Meter von der Burgmauer entfernt an einer ehemaligen Zisterne war die Burg schon nicht mehr zu erahnen. Ab dem Sattel unterschritten wir die Wolkendecke und folgten der Abstiegsroute zurück zum Parkplatz. Der Gipfel des Bergs blieb unter der Wolkenhaube verborgen. Abseits des Montgrí öffnete sich die Wolkendecke zu einem leicht bewölkten Spätsommertag.
Zum Abschied aus dem Norden Kataloniens und als „kleine Entschädigung“ für den zerzausten Sonnenaufgang auf dem Montgrí wurde uns ein unglaublich schöner Sonnenuntergang am Cap de la Barra im Hafen von L’Estartit geschenkt. Die Sonne versank ganz langsam über dem Roca Maura und färbte die Umgebung in allen erdenklichen Geld-, Orange- und Rottönen.