Katalanisches Hinterland
Die Rückfahrt aus Barcelona war sehr anstrengend und lang. Wir brauchten aufgrund des dichten Verkehrs fast 3.5 h bis wir wieder am Hotel waren. Immer nach jeweils 133 Metern kam der Verkehr an der nächsten roten Ampel zum Stillstand, denn immer dann erreichten wir das Ende einer der unzähligen quadratischen Wohnblocks mit den abgeschrägten Ecken, die das gesamte Stadtgebiet wie ein riesiges Schachbrettmuster durchziehen. Die spanische Fahrweise von Pkws und vor allem von Mofas und Motorrädern tat dazu ihr übriges.
Am folgenden Tag entschieden wir uns für eine entspanntere Tour ins katalanische Hinterland. Nur kleine Straßen, kleine Ortschaften und hoffentlich wenig Verkehr.
Unser erstes Ziel war der kleine Ort Besalú ca. 50 km von der Küste entfernt. Besalú ist bekannt durch seine mittelalterliche Innenstadt und durch die exorbitant lange Brücke über den Riu Fluvià. Die Brücke aus dem 14. Jahrhundert ist 105 m lang, sehr hoch und durch zwei markante Türme gesichert. Der „geknickte“ Verlauf der Brücke folgt den Felsen im Flussbett. In der Vergangenheit gab es immer wieder größere Flutkatastrophen, die zu Renovierungen und Umbauten der Brücke geführt haben. Die Altstadt ist nicht wirklich groß, aber toll zum Eintauchen in enge dunkle mittelalterliche Gassen. Der Ort spielte im Mittelalter auch als Wegpunkt entlang des Camino de Santiago mit Pilgerhospital eine bedeutende Rolle. Wie mag das Leben hier früher gewesen sein?
33 km von Besalú entfernt, liegt die Hauptstadt der Region - Girona. In Girona treffen mehrere Flüsse aufeinander. Die Altstadt befindet sich am Riu Onyar. Die erste und größte Herausforderung war einen Parkplatz zu finden, denn alles war voll. Am Ende standen wir in einem nicht ganz so günstigen Parkhaus, aber dafür direkt im Herzen der Altstadt.
Unser erster Weg führte uns auf die komplett erhaltene Stadtmauer. Es ist möglich auf der Mauer die halbe Altstadt zu umrunden. Der Weg ist gar nicht so leicht, denn man legt so einige Höhenmeter zurück, aber der Blick entschädigt.
Girona ist schon seit den Zeiten der Römer besiedelt. Im 1. Jahrhundert vor Christus wurde die Altstadt durch eine Stadtmauer umschlossen. Teile der alten Stadtmauer (Força Vella) umschließen immer noch die Altstadt und laden zu einer kostenlosen Umrundung des historischen Zentrums ein. Wichtig dabei ist den Zustieg/Aufstieg nicht zu verpassen, weil es gerade im südlichen Teil nur wenige Zugänge gibt. Die Stadtmauer klettert steil in die Höhe bis hinauf zum Torre de Santo Domingo, westlich der Universität, der einen tollen Blick über die Stadt eröffnet. Anschließend verläuft die Mauer sehr gerade, aber leicht abfallend Richtung Norden. Im nördlichen, beschatteten Teil ist die Mauer stark verwinkelt und es geht oft treppauf/treppab bis zur Kathedrale von Girona.
Die Kathedrale von Girona ist ein mächtiger wehrhafter Bau und aus allen Richtungen sichtbar. Die Kathedrale wurde auf den Fundamenten eines römischen Forums / Tempels als romanische Kirche errichtet, die später gotisch erweitert wurde. Das Bauwerk mit einem Turm wirkt von außen wie ein massiver Felsblock. Das Innere ist eher dunkel, kühl und sehr schlicht gehalten. Der große leere Raum scheint leichtfüßig in die Höhe zu streben. Das komplette Gegenteil der luftigen und farbenfrohen Sagrada Familia.
Wie verließen die engen und verwinkelten Gassen und kehrten an den Riu Onyar zurück. Am Ufer des Flusses drängten sich die farbenfrohen Häuser, die alle in verschiedenen Gelb-, Braun- und Rottönen gestrichen waren und ein einzigartiges Flusspanorama ergeben. Wir folgten dem Onyar flussaufwärts und wechselten immer wieder die Seiten. Wir überquerten den Plaça de la Independència und die von Gustav Eifel erbaute Pont de les Peixateries Velles, bevor wir zum Parkhaus zurückkehrten.