Der Untergang in Ornans

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In unserer Unterkunft bauten wir das Faltboot erstmal "trocken" auf.
In unserer Unterkunft bauten wir das Faltboot erstmal "trocken" auf.

Allem voraus ging wieder mal eine Menge Stress mit langen Arbeitstagen/-nächten und -wochenenden. Dazu kam dann noch eine Dienstfahrt, die mich doch fast direkt nach Frankreich führte. Aber mal alles der Reihe nach.

Den Montag und Dienstag vor Himmelfahrt führte mich und einem Kollegen eine Dienstfahrt in die Nähe von Stuttgart. Die Arbeit war nicht unbedingt stressig, aber auch nicht unbedingt erfüllend, denn die Zusammenarbeit mit dem besuchten Kunden, war mehr wie harmonisch, sie war ein Krampf. Jedoch war mir das dann am Dienstag Nachmittag vollkommen egal, denn ich packte meine 2 riesigen Gepäckstücke (ein Faltboot) und fuhr mit Bummelzügen nach Freiburg. Das Problem war weniger der Zug als mehr das zweifache Umsteigen. Ich konnte nämlich nicht beide Faltbootrucksäcke mit einmal tragen, so dass ich jeweils zweimal durch die verschiedensten Bahnhöfe flitzen musste. Ab Freiburg war dann aber endgültig Urlaub angesagt. Ich lud das Boot in das Auto eines Freundes den ich in Frankreich besuchen wollte und der mich hier aufgrund der streicklustigen Franzosen abholte. Die Fahrt führte uns ins französische Jura in die Nähe des Flusses Loue.

Geschafft! Das Faltboot ist bereit zur Abfahrt.
Geschafft! Das Faltboot ist bereit zur Abfahrt.
Der Fluß hatte am Anfang sehr wenig Wasser, aber viele Äste und Bäume.
Der Fluß hatte am Anfang sehr wenig Wasser, aber viele Äste und Bäume.
Die Flußwanderkarte. Ein bisschen wenig Wasser, aber sonst gut.
Die Flußwanderkarte. Ein bisschen wenig Wasser, aber sonst gut.
Vorsichtig lassen wir das Faltboot über eine Stromschnelle hinab.
Vorsichtig lassen wir das Faltboot über eine Stromschnelle hinab.

Nach der Erkundung der nahen Stadt Besancon und den letzten Einkäufen für die Paddeltour am Mittwoch, konnte die Tour am Donnerstag starten. Wie bauten unser Boot 12 Kilometer unterhalb der Quelle zusammen und ließen es zu Wasser. Der Fluss schlängelte sich durch zahlreiche Mäander, vielen Stromschnellen und Wehren bis nach Ornans. Das Wasser war kalt, was wir auch aufgrund der empfindlichen Bootshaut mehrfach zu spüren bekamen, wenn wir mal wieder im Wasser schieben oder tragen mussten. Die Stadt liegt sehr idyllisch direkt am Fluss eingebettet in die hohen Tafelberge des Jura. Vier Wehre mussten in Ornans bewältigt werden. Die ersten beiden waren kein Problem.

Die Reste unseres Boots nach dem Untergang im Mühlgraben.
Die Reste unseres Boots nach dem Untergang im Mühlgraben.
Die Loue sieht in Ornans eigentlich ganz harmlos aus.
Die Loue sieht in Ornans eigentlich ganz harmlos aus.

Doch die Nummer drei war ein alter Mühlgraben, 2 Meter breit, 50 Meter lang und mit rasant fließendem Wasser. Ich plädierte stark für rundherum tragen, ließ mich aber zu leicht überzeugen, weil der Graben ja genug Wasser führte. Also steuerten wir das Boot im Graben auf die Mitte zu. Doch wer ein schwerfälliges Faltboot und dessen Reaktion auf starke Strömung kennt, weiß dass man da nicht wirklich manövrierfähig ist. Die Bootsspitze verharkte sich vor mir an einer Kante an der Wand. Die Strömung drehte das 5 Meter lange Boot herum, so dass das Boot quer stand. 2 Sekunden später hörten wir ein Knacken, denn unter dem Druck der Strömung brach die Holzkonstruktion des Bootes auseinander. In meiner Geistesgegenwart habe ich noch meine Kamera vor mir auf die schmale Mauer des Mühlgrabens geworfen, so dass dieses Teil wenigstens trocken geblieben ist. Ich flog nach links aus dem Boot und versuchte es zu halten doch die Strömung zog mich mit und riss mir das Boot aus den Händen. Mein Steuermann war hinter dem Boot und konnte sich am Ende des Grabens kurz mit dem Boot halten. Ich kletterte auf die Mauer und rannte zum Boot, so dass es nicht mit samt Steuermann abtrieb. Kurz darauf zogen wir das Boot auf die Mauer und betrachteten den Schaden. Zum Glück war der Kumpel von mir hinter dem Boot, so dass bis auf die Paddel nichts von der Strömung weggetragen wurde.

Wie sollte es nun weitergehen? Der Freund von mir trampte zurück zum Auto, währenddessen ich die Einzelteile durch eine Baustelle hindurch in Richtung Straße trug. Am Schlimmsten empfand ich die ganzen Gaffer von der anderen Seite des Flusses. Dumm nur das ich das Boot im Vorfeld "U-Boot" getauft hatte.

Unser Startpunkt am Campinplatz von Moulins Neufs.
Unser Startpunkt am Campinplatz von Moulins Neufs.
Bootaufbau in Moulins Neufs (Campingplatz).
Bootaufbau in Moulins Neufs (Campingplatz).
Am Anfang müssen wir schieben, weil wir sonst aufsetzen.
Am Anfang müssen wir schieben, weil wir sonst aufsetzen.
Unter den Bäumen liegt das Bächlein.
Unter den Bäumen liegt das Bächlein.
Stand: 21.10.2016 | Text + Bilder: Camillo | v7
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