Grand Canyon
Der Grand Canyon steht schon lange auf meiner Wunschliste und heute sollte es soweit sein. Ich übernachtete im Auto auf einem Zeltplatz bei Bullhead City am Colorado River in Arizona kurz hinter der Grenze zu Nevada und hatte am Morgen weitere 330 km bis zum Südrand (South Rim) vor mir. Die Nacht war zum Glück nicht kalt, aber auch nicht wirklich erholsam. Von der anderen Seite des Flusses strahlten die Casinos Nevadas herüber.
Je näher ich den Grand Canyon kam, umso winterlicher wurde die Landschaft. Die Temperatur lag schnell bei unter -5°C und die Wälder lagen unter einer dichten Schneedecke. In den letzten Wochen war der Park teilweise aufgrund starker Schneefälle gesperrt gewesen. Heute aber waren die Straßen frei und es waren nur wenige Leute da, obwohl es Sonntag war.
Der Grand Canyon ist mit einem Wort einfach nur „gigantisch“. Während der Anreise ist die gesamte Landschaft flach bis zum Horizont. Ohne es zu merken befindet man sich auf einer 2000 Meter hohen Hochebene, die sich dann plötzlich zu dem 450 km langen, 6-30 km breiten und 1,8 km tiefen Schlucht des Colorado Rivers öffnet. Der Fluss hat sich durch verschiedene Gesteinsschichten bis auf den Sockel des Kontinents gegraben. Die Nordseite des Parks liegt ca. 300 m höher, ist aber deutlich schwerer zu erreichen und im Winter komplett gesperrt.
Jeder kennt die Bilder vom Grand Canyon, aber wenn man dann selber an der Kante steht, dann denkt man nur: „Wow ist der riesig, breit und vor allem tief!“ Vom Mather Point nahe dem Besucherzentrum eröffnet sich ein atemberaubender Blick in die Tiefe. Der obere Rand zu beiden Seiten des Canyons war schneebedeckt, was einen besonderen Reiz ausmacht. Die Kante des South Rims liegt auf 2000-2100 Metern Höhe.
Zu beiden Seiten des Besucherzentrums kann der Rand des Grand Canyons erkundet werden. Im Winter ist die Erkundung mit dem eigenen Auto erlaubt, für den Rest des Jahres, aufgrund der Besuchermassen, nur mit Shuttles. Im Westen führt der Weg 8 mi zum Hermit’s Rest. Aller paar hundert Meter gab es immer wieder Aussichtspunkte, die immer neue Blicke auf die Schlucht eröffnete. Zunächst verschlechterte sich das Wetter. Es zogen Wolken auf und es begann leicht zu schneien. Am Hermit’s Rest öffnete sich jedoch die Wolkendecke langsam und die sonnigen Abschnitte wurden immer häufiger. Also hielt ich auf dem Rückweg bei den gleichen Aussichtspunkten wieder an und machte die gleichen Fotos bei Sonnenschein nochmal.
In Richtung Osten führt eine 25 mi lange Straße zum Desert View Point und zu einem weiteren Zugang zum Park. Auf dieser Strecke gibt es deutlich weniger Aussichtspunkte, die Tief- und Weitblicke sind aber nicht weniger spektakulär. Das Wetter wurde immer besser. Die Felsen färbten sich im Licht der Sonne rot und die Schatten vereinzelter Wolken jagten über die Schlucht. Unter mir schimmerte immer wieder der milchfarbene Colorado River.
Am Nachmittag und Abend zogen sich die Wolken weiter zurück. Über den Himmel wanderten einzelne Wolken, die zu einem faszinierenden Spiel aus Licht und Schatten führten. Das Ergebnis sind hunderte von Fotos. Am Abend verließ ich kurz nach Sonnenuntergang den Canyon und fuhr zu meinem 100 km entfernten Hostel an der historischen Route 66 - jener bekannten 3945 km langen asphaltierten Straße von Chicago nach Santa Monica.
Williams, AZ, war voll auf die Route 66 getrimmt. Es gab unzählige Souvenirläden, die alle das Gleiche verkauften und natürlich durfte auch Elvis nicht fehlen. Die Route 66 war 1926 eine der wenigen durchgehend asphaltierten Straßenverbindungen und ist heute nur noch in Teilen erhalten. In Arizona und Kalifornien taucht die Straße immer mal wieder als „Historic Route 66“ auf.