Ohio und West Virginia
In meiner zweiten Woche erkundete ich tagsüber mit dem Auto von Hans die nähere Umgebung, denn er musste leider wieder zurück an die Arbeit. Am Montag stand die Stadt Athens auf dem Plan, wo ich die Stadt und die Uni unter die Lupe nahm. Die Uni ist 200 Jahre alt und wurde vor der Stadt geplant, die sich rundherum entwickelt hat. Das Areal ist sehr harmonisch und besteht aus roten ehrwürdigen Backsteinbauten. Ich konnte Klassenzimmer und Wohnheime besichtigen. Ja und jetzt kommt‘s. Jeder Student bekommt einen Computer (Laptop). Der absolute Traum (2001).
Am Montagabend kamen die ersten Wolken, die am Dienstag auch nicht mehr weggehen wollten. Eigentlich sagen die Leute in Ohio: "Wenn es regnet, warte eine Stunde ..." Nun ja ich wartet den ganzen Vormittag und startete dann meine Erkundungen zu Fuß. An einem See, der sehr ruhig gelegen war, hörte man nur ganz entfernt die Autos. Was man aber hörte, waren die Jäger, denn die Jagdsaison war eröffnet. Da hing alles voll mit toten Rehen und Hirschen und es kamen mir viele Leute entgegen, die ein Reh hinter sich herzogen. Auf mich wurde aber nicht geschossen. Danach dachte ich eine Abkürzung durch den Wald nehmen zu können, dabei irrte ich aber über eine Stunde im dunklen Wald herum, denn irgendwie habe ich im Dunkeln die Himmelsrichtung verloren.
In den nächsten beiden Tagen war ich mit dem Auto unterwegs. Da ging‘s zuerst nach West Virginia zum New River Gorge National River. Ein langer Fluss durch die Appalachen und ein traumhafter Blick. Der Fluss wird im Sommer hauptsächlich zum Wildwasserrafting genutzt. Der Ausblick kommt dem Grand Canyon gleich, nur dass hier alles mit Bäumen vollsteht. Beeindruckend war eine riesige Stahlbogenbrücke, die den Fluss 518 Meter in einer Höhe von 267 Metern überspannt und wohl die größte in Nordamerika sein soll. Aber ich bin mal ein bissel vorsichtig, denn hier ist immer schnell alles das Größte, obwohl es das ganz woanders auch ist.
Am nächsten Tag hat mich der Regen dann wieder kalt erwischt. Bloß gut ich hatte ein Auto. Am Anfang ein paar Wasserfälle (nicht nur der Regen) und dann ein paar Seen und was mich ganz besonders gefreut hat "covered bridges". Voll cool die Dinger. Da fährt man mit dem Auto durch einen Holzschuppen. Leider war bei der einen die ich gefunden habe, die Durchfahrt verboten.
Wie ich von einigen gehört habe, ist auch schon in Deutschland der Weihnachtswahnsinn in den Geschäften ausgebrochen. Hier geht es auch schon seit Mitte November. Also die Häuser sind dann natürlich alle zu 100 Prozent geschmückt. Da sind mindestens ein Krippenspiel, unzählige Rentiere und Schneemänner Pflicht. Alles wird erleuchtet und sieht wirklich total kitschig aus. In den Geschäften und Radios wird man die ganze Zeit von den Weihnachtsliedern vollgedudelt und wie super günstig doch alles zwischen Thanksgiving und Xmas ist. Naja und dann gibt‘s noch viel Werbung für die Soldaten, die in Afghanistan sind. Am Beeindruckensten fand ich natürlich die Entdeckung des "Drive-thru" Einkaufsladens, so dass man erst gar nicht das Auto verlassen braucht.
