Oregon und California
Eine weitere Nacht verbrachten wir an der Grenze zu Oregon auf Long Beach, wo wir erst im südlichen State Park schlafen wollten. Dieser war aber vom Militär gesperrt, so dass wir später am nördlichen Zipfel der Halbinsel im Leadbetter Point State Park nächtigten. Da wir unser Auto nicht nur am Tag nutzen wollten und wir es so lieb gewonnen hatten, führten wir "overnight standing" ein, denn überall ist „overnight parking“ verboten, wenn man aber im Auto bleibt, parken wir nicht, sondern stehen.
Weiter ging‘s bei traumhaftem Wetter immer auf dem Highway 101 entlang der Oregon Coast. Ich sage nur Namen wie Cannon Beach, unzählige Leuchttürme oder direkt aus dem Wald ins Meer stürzende Wasserfälle. Wie kann ich nur diese schönen Bilder beschreiben, wenn mir fast beim Betrachten vor Schönheit die Tränen geflossen sind.
Eines Abends fanden wir ewig lang keinen geeigneten Platz, um im Auto zu übernachten. Alles war privat und überall standen Verbotsschilder. Nach langer Suche fanden wir eine kleine Straße weg von der Küste in die Wälder Oregons. Am Ende der Straße befand sich eine Lichtung und wir fühlten uns sicher. Die Nacht verlief ruhig, aber am nächsten Morgen schon kurz nach 6 Uhr hörten wir näherkommende Autos, die ebenfalls auf der Lichtung parkten. Über Nacht waren die Scheiben von innen angelaufen. Wir wischten ein Stückchen frei und erstarten. Es waren mehrere raue Burschen mit Pickups und alle bewaffnet. Was ging hier vor? Nach einiger Zeit, stiegen wir aus und wünschten einen Guten Morgen. Freundlich wurden wir zurück gegrüßt und unsere Idee gleich hier zu übernachten, um gleich früh zur heute beginnenden Rehjagd zu starten, fanden die meisten gut. Wir waren erleichtert. Wir stiegen ins Auto und fuhren zurück an die Küste. Das verstanden die Jäger jetzt wahrscheinlich eher nicht.
In den letzten Tagen beobachteten wir allmählich die Zunahme der Wolken am Himmel und jetzt kam es richtig dick. Der Sonntagmorgen in Bandon war noch schön, aber dann die Fahrt an diesem Tag nach California endete im Regen. Da war die Stimmung am Boden. Naja man fuhr halt so fuhr sich hin und kein Strand und keine Klippe sah mehr schön aus. Am Abend versuchten wir dann noch die Redwoods zu finden, was uns im Redwood National Park nur teilweise gelang, denn die Bäume waren nicht übermäßig hoch. Aber am nächsten Tag fanden wir im Humboldt State Park, die echten Riesen mit 5 - 10 Meter Durchmesser und knapp 100 Meter Höhe. Unter diesen Bäumen machte der Regen überhaupt nichts aus. Bei einer Wanderung zwischen den Riesen fühlten wir uns wie kleine Ameisen.
Aufgrund des vielen Regens, haben wir die Strecke entlang des Highway 101 deutlich schneller zurückgelegt, weil es einfach keinen Sinn hatte irgendwo länger auszusteigen. Wandern war unmöglich und viele der kleinen Ortschaften im Winter eher trostlos. Wir waren nun schon ganz stark am überlegen, wir wie die letzten beiden Tage mit dem Regen rumbekommen sollten. Auf gut Glück fuhren wir weiter in den Süden. Wer die Küste von Big Sur nach Moro Bay kennt, weiß dass dieser Küstenabschnitt einer der schönsten in ganz Amerika ist. Und wir hatten Glück, denn kurz hinter San Francisco riss der Himmel auf und in Santa Cruz hatten wir schon locker 30 Grad, tiefblauen Himmel und ich meine kurzen Hosen an. So macht die Fahrt wieder Spaß. An wildzerklüfteten Küsten, wo es kein längeres gerades Stück als 10 Meter gibt, schlängelten wir uns 301 Meilen entlang. Die Fahrt auf dem 70-Miles-Drive war aufregend und verging wie im Flug.
Der Rückweg nach San Francisco verlief mit weniger Sonne entlang der gleichen Strecke. Wir hatten aber eine Idee: Wenn die Sonne nicht zu uns kommt, kommen wir zur Sonne, denn Markus hatte am Morgen bei der Besichtigung von Haerst Castle gesehen, dass es sich nur um eine sehr tiefhängende Wolkenschicht handelte, so dass wir nur die Berge hochfahren brauchten und schon standen wir über einen Meer aus Wolken. Ein absoluter Traum. Als ob man drauf laufen könnte.